E3 Harelbeke – Sexismus aus einer anderen Zeit

Ein Bild ging vor zwei Jahren durchs Netz: Peter Sagan, der wĂ€hrend der Siegerehrung einer der Podiumsdamen in den Hintern zwickt und verschmitzt dreinblickt. Was habe ich mich damals ĂŒber ihn aufgeregt. Und wie haben ihn einige Idioten dafĂŒr gefeiert, ĂŒber die ich mich dann auch noch aufgeregt habe. Sagan entschuldigte sich dann kurze Zeit spĂ€ter dafĂŒr, was es höchstens ein bisschen besser machte. Denn die Kommentare darunter blieben vom Schlage „Was stellen sich die Frauen denn so an?“.

 

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Vor zwei Tagen, hoho, veröffentlichten die Veranstalter des belgischen E3 Harelbeke, hihi, ihr Werbebild fĂŒr die diesjĂ€hrige Austragung. Eine Hand, in Radhandschuhe verpackt, die nach einem entblĂ¶ĂŸten Frauenhintern greift. Ha. Ha.

Mir blieb das Lachen im Halse stecken.

Vielleicht liegt es daran, dass ich schon zu oft in meinem Leben eine fremde Hand irgendwo hatte, wo ich sie nicht haben wollte. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich von MĂ€nnern, die Frauen als frei verfĂŒgbares Objekt betrachten, bedroht fĂŒhle. Und das nicht abstrakt, sondern ganz konkret. Ich fĂŒrchte wegen diesen Idioten um meine (körperliche) Unversehrtheit, weil ich Angst habe, dass sie denken, sie hĂ€tten das Recht, ĂŒbergriffig zu werden. Und wenn auch nur verbal. Solche Bilder bestĂ€rken diese Menschen in ihrem Denken. Und sie bestĂ€rken mich darin, mich bedroht fĂŒhlen zu mĂŒssen.

 

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Ich bin nicht allzu empfindlich und ich bin auch keine Hardcore-Feministin. Ich habe bislang zwei Sportarten ambitioniert betrieben, die von MĂ€nnern dominiert sind und dort kaum Probleme erfahren. Das ist toll. Und ich habe leider angenommen, das sei selbstverstĂ€ndlich. Solche Bilder wie das vom E3 Harelbeke enttĂ€uschen mich maßlos. Weil sie mir zeigen, dass es noch so viel zu tun gibt, bis Frauen als gleichberechtigt angesehen werden. Nein, auch wenn der Hintern hĂŒbsch ist, gibt das niemandem das Recht, ihn anzufassen.

„Was ist denn dabei? Ist doch nur Spaß! Das ist doch ein toller Hintern. Da darf man doch mal zulangen! Die will das doch, wenn der Hintern so gut aussieht.“

Hmja. Und wer blöd schaut, gibt anderen das Recht auf eine Backpfeife, oder wie? Wer mich berĂŒhrt, ohne dass ich es will, verletzt meine IntimsphĂ€re. Stellt mich bloß. LĂ€sst mich verunsichert zurĂŒck und macht mich misstrauisch fĂŒr die Zukunft. Vielen Dank auch. Es ist demĂŒtigend, auf Hochglanz propagiert und ins LĂ€cherliche gezogen zu sehen, was Frauen tĂ€glich in U-Bahnen oder am Arbeitsplatz erleben mĂŒssen.

 

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Es enttĂ€uscht mich vor allem, dass das aus „meinem“ Sport kommt. Und zwar jedes verdammte Jahr vor allem aus der Ecke der E3 Harelbeke-Veranstalter. Der Radsport ist gerade auf einem sehr guten Weg in Sachen Gleichberechtigung. Die Debatte ĂŒber Gleichstellung wird immer lebhafter. Frauenrennen werden immer populĂ€rer, werden ernster genommen und kommen auch immer professioneller daher. Frauen sind nicht mehr nur die AnhĂ€ngsel der „richtigen Sportler“, sondern werden immer öfter selbst zum Hauptevent. Immer mehr Frauen sind Radsportfans und werden damit auch zur werberelevanten Zielgruppe.

Warum mĂŒssen Frauen dann so vor den Kopf gestoßen werden? Um des billigen Witzes willen? Wie gedankenlos von den Veranstaltern und Sponsoren, die das unterstĂŒtzen.


Kommentar von Jane Aubrey auf cyclingnews.com.

Update: Die UCI ist eingeschritten und verdonnerte die Veranstalter, die Werbung zurĂŒckzuziehen. Schön und wichtig, Ă€ndert aber nichts an der Grundproblematik.

Carolyn Ott-Friesl

Seit fast 20 Jahren auf dem Rennrad unterwegs - nicht viel, nicht schnell, aber mit Leidenschaft. Seit 2014 Bloggerin auf Ciclista.net
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Meine AusrĂŒstung:
Helm* - Brille* - Bluetooth-Kopfhörer* - Radsportbekleidung* - Radsportcomputer*

4 Gedanken zu “E3 Harelbeke – Sexismus aus einer anderen Zeit”

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