Mountainbike-Fallen: Symptom eines Gesellschaftsproblems?

Offenbar gibt es in unserer Gesellschaft einen starken Trend hin zum Extremen. Das gilt sogar dort, wo man eher an Rehe, Stille und ungestörtes Naturerlebnis denkt: im Wald. Denn immer öfter gibt es Berichte ĂŒber heimtĂŒckische Fallen, die sich ganz klar gegen Mountainbiker richten – die aber allen Waldbesuchern schaden und diese massiv gefĂ€hrden. Egal ob Bayern, Baden-WĂŒrttemberg, in Österreich oder in der Schweiz, die Bereitschaft, schwere Verletzungen von Menschen (und ĂŒbrigens auch Tieren) in Kauf zu nehmen, scheint ĂŒberall da zu sein.

Zuletzt fĂŒhlte sich jemand dazu berufen, in einem Wald bei Gröbenzell ein Nagelbrett in einer PfĂŒtze zu platzieren, vermutlich der gleiche Held platzierte ein Nagelbrett unsichtbar unter BlĂ€ttern. (abendzeitung-muenchen.de) Bei Bamberg platzierte ein anderer lange, angespitzte NĂ€gel direkt auf einem Waldweg. (infranken.de)  In Albstadt, einer wahren Bike-Metropole, wurden des Öfteren SchnĂŒre gespannt in gefĂ€hrlicher Höhe, um Biker zu Fall zu bringen. (schwarzwaelder-bote.de)

 

Bereitschaft, den Tod in Kauf zu nehmen

Meist blieben diese hinterlistigen Fallen glĂŒcklicherweise ohne gravierende Folgen, oft waren es „nur“ platte Reifen, die die Mountainbiker stoppten. Doch was treibt diese Menschen an, die solche Fallen stellen? Woher kommt dieser unbĂ€ndige Hass? Wollen Sie den Wald vor den Mountainbikern schĂŒtzen? Ist mal ein Mountainbiker beim Wandern im Wald zu knapp an ihnen vorbeigefahren, vielleicht sogar mit einem dummen Spruch? Sind es Waldbesitzer, die selbst entscheiden wollen, wer in ihrem Wald unterwegs ist? Hat ihnen ein Mountainbiker den Partner ausgepannt?

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Mit welchem Motiv diese Taten auch immer geschehen: das Legen solcher Fallen ist im Endeffekt nur eines, nĂ€mlich ein handfester Versuch der Körperverletzung, bei dem sogar der Tod von Menschen in Kauf genommen wird. Und dafĂŒr kann es keine Entschuldigung, keinen ausreichenden Grund geben. Das ist eindeutige kriminelle Energie von Menschen, die mit diesen Fallen scheinbar die „Ordnung“ wieder herstellen wollen, um angebliche „Rambo-Biker“ aus den WĂ€ldern zu verdrĂ€ngen.

Dabei dĂŒrfen Biker, je nach regionaler Gesetzeslage, sich durchaus in den WĂ€ldern ganz legal bewegen. Klar gibt es Ausnahmen wie die Zwei-Meter-Regel in Baden-WĂŒrttemberg oder die Probleme fĂŒr Biker in Österreich – z.B. in Bayern darf man allerdings mit dem Mountainbike ĂŒberall da Erholung suchen, wo andere Waldbesucher dies ebenso tun – sofern es nicht ausdrĂŒcklich verboten ist.

 

Selbstjustiz kann nicht gerechtfertigt werden

Wir mĂŒssen gar nicht darĂŒber reden: Auch unter den Mountainbikern gibt es Idioten, die fahrlĂ€ssig durch die Natur fahren, von stabilen Trails abweichen und tiefe Spuren hinterlassen, die Wanderer erschrecken und auf Kritik nur mit Beleidigungen reagieren.

Doch was lĂ€uft schief in einer Gesellschaft, in der Selbstjustiz und GefĂ€hrdung von Menschenleben salonfĂ€hig wird? Soll ich jetzt auch mit Sprengfallen auf zu knapp ĂŒberholende Autos reagieren oder Hundebesitzern, deren unangeleinte Hunde mir hinterherjagen, einen Auftragskiller auf den Hals hetzen? Oder, wie derzeit auch ganz groß in Mode, Giftköder fĂŒr die Hunde auslegen? Wo ist hier die VerhĂ€ltnismĂ€ĂŸigkeit? Wo ist hier die gebotene Vernunft unserer ach so aufgeklĂ€rten und zivilisierten Gesellschaft?

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Wie gerechtfertigt ist der Hass auf Mountainbiker?

Argumente derer, die Radfahrer nicht in den WĂ€ldern dulden, sind unter anderem, dass Biker den Boden zerstören, Tiere erschrecken und nicht rĂŒcksichtsvoll gegenĂŒber Wanderern seien. Aber sind das wirklich ausreichende GrĂŒnde, um Biker die Fahrt durch die Natur zu verbieten?

Was machen unangeleinte Hunde im Wald, wie sehen SchĂ€den durch Harvester im Vergleich zu dĂŒnnen MTB-Reifenspuren aus (so zum Beispiel: mountainbike-magazin.de oder so: cyclingsunday.wordpress.com), wie geht es den Waldwegen, ĂŒber die tausende von Wanderern laufen? In diesem Kontext gesehen können die SchĂ€den, die Mountainbiker verursachen, gar nicht so gravierend sein. Wer ausschließlich die Biker fĂŒr alles Schlechte verantwortlich macht, hat Scheuklappen auf.

 

Nicht nur Mountainbiker werden gefÀhrdet

Noch dazu kommt: Mit den Fallen werden ja nicht nur Mountainbiker gefĂ€hrdet – was bereits schlimm genug ist. Was ist, wenn ein Kind in die PfĂŒtze mit dem Nagelbrett springt? Wenn sich Wildtiere an den Fallen verletzen? Wie klein muss der eigene Horizont sein, um diese „KollateralschĂ€den“ zusĂ€tzlich in Kauf zu nehmen? Oder noch schlimmer: wie skrupellos muss man fĂŒr solche Taten sein?

Letztendlich machen solche Fallen den Wald fĂŒr alle Waldbesucher und -bewohner zur Gefahr. FĂŒr Familien, Wanderer und Erholungssuchende ist ein Aufenthalt im Wald nur noch unter besonderer Vorsicht und bewusster Aufmerksamkeit  möglich. Kann das das Ziel solcher Fallensteller sein?

 

Was tun, wenn Du Fallen entdeckst?

Mit dem Bewusstsein, dass gerade derzeit viele solcher Fallen gelegt werden, ist klar:  Bevor Du Vollgas einen Trail runterbretterst, sieh‘ Dir die Strecke genau an. Fahre so, dass Du immer bremsen kannst und achte auf verdĂ€chtige Dinge auf den Wegen.

Und wenn Du tatsĂ€chlich eine Falle entdeckst, spiele nicht den Helden. Der erste Schritt ist: Vor Ort bleiben und das Forstamt oder die Polizei informieren. Wenn es möglich ist, dann bis zum Eintreffen der Polizei nichts anfassen. Wenn der TĂ€ter ermittelt wird, droht diesem auf jeden Fall ein Verfahren wegen gefĂ€hrlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, geahndet mit einer Geldstrafe oder bis zu fĂŒnf Jahren GefĂ€ngnis. Falls ein Unfall passiert und dabei Absicht nachgewiesen wird, geht’s auf jeden Fall in den Knast. (mountainbike-magazin.de)


Seid Ihr schon einmal einer Falle im Wald begegnet?

8 Gedanken zu “Mountainbike-Fallen: Symptom eines Gesellschaftsproblems?”

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