Imster Radmarathon: Startplatz gewonnen, Höhenmeter erklommen, Ausblick bekommen

Es gibt ja Situationen, da bricht meine schwäbische Herkunft durch. Wie beim Imster Radmarathon. Drei Wochen vor dem Rennen hab ich beim Rennrad-Magazin einen Startplatz gewonnen. Und ich mein, wenn man schon was umsonst kriegt, dann nimmt man alles mit, was geht, oder?

Deswegen habe ich trotz meines desolaten Fitnesszustands natürlich NICHT die Panoramarunde mit 70 Kilometern oder die kleinere Radmarathon-Runde mit 90 Kilometern gewählt. Nein. Die volle Distanz soll es natürlich sein, des isch ja ganz klar! (Hey, immerhin habe ich keine Tupperschüsseln für die Verpflegungsstationen dabei!)

Infos zum Imster Radmarathon

Nächster Termin18.05.2025
Strecken3 Strecken:
110 km / 2300 hm
90 km / 1300 hm
70 km / 700 hm
ZeiterfassungJa
Imster Radmarathon Start

Imster Radmarathon 2024 – here we go!

So finde ich mich also an einem Sonntag im April um 07:30 Uhr an der Startlinie des Imster Radmarathons wieder. Am Tag zuvor beschlichen mich schon leise Zweifel bei der Startnummernausgabe, irgendwie hatten alle in der Schlange viiiel krassere Wadl als ich. Aber hey, laut meinem Wahoo erwarten mich da heute 110 Kilometer mit 2200 Höhenmetern. Weil, warum auch nicht? Ohne Risiko keine Geschichte.


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Ob ich das schaffe? Keine Ahnung. Vermutlich geht es schon irgendwie. Aber es sind ja nicht nur die Höhenmeter, die mir etwas Angst einjagen. Es ist ganz speziell der Haiminger Berg, der einfach schon 1000 Höhenmeter davon ausmacht – auf gerade einmal 10 Kilometern. Aber dazu später mehr.

Der Countdown läuft, 3, 2, 1, tausend Mal macht es „KlickKlickKlick“ und die Karawane setzt sich in Bewegung. Ein paar Kurven hinaus aus Imst und dann rollen wir dahin, als Peloton, in der Morgensonne Richtung Telfs.

Ich mache mir keinen Stress, bin eh recht weit hinten gestartet (ich mach das ja nicht beruflich) und hangle mich von Gruppe zu Gruppe auf den ersten Kilometern. Ziemlich früh kommen wir leider direkt am ersten Sturz vorbei, Rettungskräfte sind schon in Sichtweite. Leider nicht der letzte doofe Unfall, den ich mitbekomme.

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Nach etwa 13 Kilometern geht es in den ersten Anstieg. Die Steigung ist moderat, immer so um die 5 %. Perfekt zum Aufwärmen, es ist nämlich noch gar nicht so warm an diesem Tiroler Morgen.

Imster Radmarathon Strecke

Oben angekommen geht es in eine lange Abfahrt Richtung Telfs. Vorne in einer Kurve sehe ich direkt eine Teilnehmerin winken – oh nein. Noch ein böser Sturz. Kein schöner Anblick und ein kein schönes Gefühl, da weiterzufahren. Aber es sind bereits genügend Helfer*innen vor Ort.

Angekommen unten in Telfs geht es jetzt auf ein langes Flachstück. Ich fahre also so dahin, ärger mich noch, dass ich leider keine Gruppe für diesen Abschnitt erwischt habe und alles alleine im Gegenwind fahren muss. So versinke ich in Gedanken… bis ich das Klackern einer Schaltung hinter mir höre.

Moooment. Ich schau mich um. Da hab ich ein kleines Gruppetto hinter mir angesammelt. Von wegen alleine! Ich bin halt nur ganz vorne, ohne es gemerkt zu haben. Na gut, dann geh ich halt mal aus der Führung und freu mich über etwas Windschatten. Die nächsten Kilometer wechseln wir uns immer schön ab und die Gruppe wird größer und größer.

Bald tauchen die ersten Verkehrsschilder auf, die den Haiminger Berg ankündigen. So weit kann es jetzt also nicht mehr sein zum Scharfrichter dieser Runde. Also noch schnell einen Riegel eingeworfen, etwas getrunken und in einem Kreisverkehr kurze Zeit später ist es so weit, hier werden die Strecken geteilt.


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Haiminger Berg – eine gerade Linie Richtung Himmel

Kurz hinterm Kreisverkehr steigt die Straße schon furchterregend an. Also kurz nochmal zur Seite gefahren und erst einmal die Windjacke ausgezogen. Zu kühl wirds mir jetzt glaube ich erst einmal nicht mehr. Auf dem Höhenprofil sieht das Ding aus, als hätte einfach jemand mit dem Lineal eine Linie Richtung Himmel gezogen.

Wieder eingeklickt und los gehts. Die Steigung geht direkt fluffig über 10 % – und es wird die nächsten neun Kilometer auch nicht viel besser werden. Überraschenderweise gehts mir aber wirklich gut damit. Nach zwei Kilometern bin ich fast euphorisch – das ist ja gar kein Stress. Ich kann sogar einige Leute hinter mir lassen. Vielleicht bin ich ja doch Bergfahrerin?

Nach vier Kilometern bergauf sieht meine Gemütslage ganz anders aus. Eher so leicht verzweifelt. Langsam merke ich die Beine, mein Nacken schmerzt etwas von der verkrampften Position und vom Festkrallen am Lenker. Und ich hab einfach noch nicht einmal die Hälfte geschafft. Ja Mist.

Die Steigung bleibt wirklich standhaft bei etwa 12 %. Und das geht mir irgendwann ganz schön auf die Nerven. So bei Kilometer 7 denke ich mir: Ok, in der nächsten flachen Kurve steig ich mal kurz ab zum Durchatmen. Die flache Kurve kommt aber nicht.

Irgendwann wirds dann doch etwas flacher. Also so 7 %. Fühlt sich nach den letzten Kilometern fast an wie bergab fahren. Übers Absteigen bin ich immerhin schon hinweg. Aber furchtbar langsam bin ich trotzdem. Dann kommt ein Schild, dass meine letzten Kampfgeister weckt: 500 Meter bis zur Labestation. DAS schaff ich jetzt auch noch.

Und da ist sie schon, die Verpflegung! Ein kurzer Moment der Enttäuschung – denn hier gibt’s gerade kein Wasser mehr. Aber wenigstens Cola und Riegel und ein paar nette Worte, das tut gut! Danach schmeiße ich mir die Windjacke wieder über und mache mich an die Abfahrt. Richtig schön! Ein paar Serpentinen, Pferde auf und neben der Straße, toller Ausblick. Da hat sich der Aufstieg schon gelohnt.

Die Straße ist für den Radmarathon teilweise gesperrt und bis hier bin ich noch kaum Autos begegnet. Nach der Abfahrt wird der Verkehr jetzt merklich mehr. An Kreuzungen werden die Autos aber gestoppt für die Radmarathon-Teilnehmer*innen, von daher gar kein Stress.

Es geht jetzt recht flach dahin und bald kommt schon die nächste Verpflegung – und das ist auch gut so, weil so langsam brauche ich Wasser! Also nochmal aufgetankt, ein paar Bissen Riegel und Kuchen inhaliert und weiter gehts.

Die letzten Höhenmeter

Immer öfter checke ich die verbleibenden Höhenmeter auf meinem Wahoo. Ein sicheres Anzeichen dafür, dass ich dann langsam bereit bin für den Feierabend. Aber den einen Hügel schaffe ich jetzt doch auch noch – wie schlimm solls denn jetzt bitte noch werden? Nur noch ein paar hundert Höhenmeter, nix Wildes, das pack ich doch sonst auch.

Und schon gehts wieder bergauf. Direkt ganz schön knackig. Aber das drücke ich schon weg. Die verbleibenden Höhenmeter werden in Zeitlupe weniger. Argh, ich sollte da nicht so oft draufschauen. Ich kämpfe mich hoch, die Sonne wird auch langsam ganz schön nervig. Dafür ist die Landschaft wirklich schön. Berge machen sogar glücklich, wenn man sie grad mit letzten Kräften hochtappt.

Imster Radmarathon

Dann, so etwa 1,5 Kilometer vor dem Ende des Hügels muss ich mich dann doch kurz ergeben. Eine kurze Pause am Streckenrand, ich bekomme von Anwohnern direkt was zu trinken angeboten – da bin ich aber noch gut versorgt. Aber Sonne, Erschöpfung und der Ausblick auf nochmal gut steile paar hundert Meter bremsen mich kurz aus.

Jetzt aber. Eingeklickt und auf in den Endspurt. Gefühlt fangen meine Knie gleich zu quietschen an. Tun sie aber dann wider Erwarten doch nicht und auch der Hügel hat irgendwann ein Ende – und erfreut mich mit der letzten Verpflegungsstation des Tages. Jetzt genieße ich die verdiente Abfahrt hinunter ins Ziel in Imst.

Imster Radmarathon: Geschafft

Ich komme im Ziel an, hole mir meine Medaille und eine große Portion Nudeln ab, bewundere bei der Siegerehrung die Schnellsten des Radmarathons, die einfach die Berge hochgeflogen sein müssen und bin ein bisschen stolz, dass ich es geschafft habe. Schnell war da heute nix, aber ich habe mich durchgebissen.

Medaille Imster Radmarathon

Der Imster Radmarathon ist eine echt schöne, familiäre Veranstaltung, gut organisiert und alle Beteiligten waren wirklich nett, von der Startnummernausgabe über die Verpflegungen bis hin zur Polizei. Wer also eine Herausforderung fürs Frühjahr sucht, ist hier genau richtig!

Ziel Imster Radmarathon

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