Wer auch im Winter mit dem Rennrad trainiert, kennt das Problem nur zu gut: Spätestens nach zwei Stunden werden die Füße nicht nur kalt – sie werden schmerzhaft eisig. Für viele ist das ein Grund, in den kalten Monaten das Rad in die Rolle zu spannen und sich erst mit den ersten Sonnenstrahlen des Frühjahrs wieder nach draußen zu wagen. Allerdings gibt es für die Hartgesottenen (und die, die es werden wollen) einige Tipps, wie die Füße zumindest etwas länger durchhalten.
Letzten Sonntag hatte ich mir mal wieder was vorgenommen. 100 Kilometer, von Passau nach Mühldorf am Inn (Link zur Tour auf Strava). Eine tolle Strecke mit knapp 1.500 Höhenmetern, quer durch das niederbayerische Outback. Leider wurde aber nicht das Wetter ausgeliefert, das ich für die Tour bestellt hatte. Stattdessen: 2 Grad und dichte Nebelsuppe. Nach 60 Kilometern war es dann soweit: Meine Füße waren komplett ausgekühlt und die Idee zum heutigen Beitrag gedankenblitzte in meinen Kopf.
Hier meine Tipps, wie die Füße beim Radtraining im Winter zumindest etwas länger warm bleiben:
1. Die Wahl der Socken
Socken? Und Du so: „Ach was“. Aber ich meine nicht die normalen Funktions-Radsocken, sondern: meine geliebten Skisocken! Ich benutze immer kniehohe Skisocken von Falke*, die halten als Bonus-Feature auch die Waden warm. Alternativ kann man auch mehrere Socken übereinander anziehen, allerdings sollte man dann immer darauf achten, dass der Platz im Schuh nicht zu knapp wird. Denn…
2. Schuhe nicht zu eng schnüren
…wenn die Schuhe zu eng sitzen, werden die Füße schneller kalt, egal wie viele Sockenschichten darüber gezwängt werden. Der Grund dafür ist einfach: Je weniger Platz im Schuh, desto weniger Blut kann im Fuß zirkulieren. Den Unterschied kann man ganz einfach erfühlen, wenn man mal während einer kalten Radausfahrt einen Schuh enger schnürt und den anderen lockerer lässt.
Natürlich sollten die Schuhe nicht so locker sitzen, dass die Füße bei jeder Pedalumdrehung herausrutschen. Allerdings solltest Du die Zehen komfortabel bewegen können. Damit gewinnst Du wertvolle Zeit, bevor die Füße zu schmerzen beginnen.
3. Ein Muss im Winter: Überschuhe
Ein Muss für kühlere Temperaturen und ein Standard-Accessoire für den ambitionierten Rennradfahrer: Überschuhe. Es gibt sie in Neopren*, in Thermo*, in dick, in dünn, in schwarz, weiß und bunt. Welche dann am besten funktionieren, muss jeder selbst herausfinden. Wer auch bei Regen fährt, sollte beispielsweise eher die Füße aus Neopren-Überschuhen draußen lassen, da diese wasserdurchlässig sind. Das kann dann gerade bei Winterkälte sehr unangenehm werden.
Im Winter ist es besonders wichtig, dass die Überschuhe den kalten Wind abhalten und die Wärme nicht so leicht entweichen lassen. Dabei muss es gar nicht unbedingt die namhafte Marke sein, ich fahre beispielsweise seit Jahren mit Thermo-Überschuhen vom Discounter und bin recht zufrieden.
Mehr Radsport gefällig?
Bleib auf dem Laufenden und abonniere den Ciclista.net Newsletter – maximal einmal pro Woche in Deinem Postfach 🙂
Mehr Infos…
4. Plastiktüten halten warm
Nein, kein Scherz. Vor Jahren in irgendeinem Forum gelesen, getestet und für gar nicht so schlecht befunden: Socken anziehen, darüber eine Plastiktüte (z. B. Gefrierbeutel) stülpen und damit in die Schuhe rein. Sieht nicht besonders stylisch aus, bringt aber was! Denn zum einen hält die Plastiktüte den Restwind ab, den die Überschuhe dann doch noch durchlassen und zum anderen kann der Dampf, den die warmen Füße produzieren, nicht so leicht entweichen.
Und ja, es riecht so, wie Fußdampf klingt. Soll heißen: Die Socken plus Plastiktüte sollten nach der Radtour dann nicht unbedingt im Wohnzimmer von den Füßen geschält werden, lieber im Hausflur oder anderen gut belüfteten Räumlichkeiten. Das gilt insbesondere für Menschen mit Hang zur Fußschweißentwicklung und Menschen in Beziehungen.
5. Fußwärmer / isolierende Einlegesohlen
Da, wo Deine Schuhplatte aufs Pedal trifft, genau da kann die Kälte direkt an Deine Füße kriechen. Um dieses Kälteleck zu stopfen gibt es mehrere Möglichkeiten. Die einfachste Lösung: Du holst Dir isolierende Einlegesohlen*. Die gibt es in vielen Farben, Formen und Materialien.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, für den gibt es sogar beheizbare Einlegesohlen*, die über mehrere Stunden Wärme abstrahlen. Nervig könnten dabei Akku und Kabel sein, die im und am Schuh so untergebracht werden müssen, dass keine Druckstellen verursacht werden. Ansonsten gibt es auch Einmalzehenwärmer oder -sohlen, die mithilfe einer chemischen Reaktion ganz ohne Kabel die Füße über einige Zeit warmhalten. Aus Nachhaltigkeitsgründen würde ich die aber persönlich nicht empfehlen.
Für Notfälle kann man auch diese netten Knickwärmer* auf die Tour mitnehmen, die man immer wieder in heißem Wasser in ihren Urzustand versetzen kann. Die halten zwar üblicherweise nur ca. 20 Minuten warm, allerdings ist das wahrlich besser als nichts und in der Trikottasche stören sie auch nicht.
6. Winter-Fahrradschuhe
Viele Hersteller haben inzwischen Radschuhe* im Programm, die extra für die kalten Temperaturen gemacht sind. Die zeichnen sich üblicherweise aus durch einen höheren Schaft, fehlende Belüftungslöcher und im Idealfall verstärkte und extra windgeschützte Frontpartien. Ja, und meistens auch extra verstärkte Preise.
Erfahrungen habe ich damit noch nicht, denn mein Leidensdruck war bisher noch nicht so groß, als dass ich auf Winterradschuhe zurückgegriffen hätte.
7. Beweg Dich!
Du bist seit 2 Stunden unterwegs und hast noch genauso weit nach Hause? Deine Füße sind dabei zu erfrieren und Du hast gerade keine beheizbaren Einlegesohlen oder Plastiktüten zur Hand? Tja, dann nichts wie runter vom Rad und einige Minuten auf der Stelle treten, die Füße kreisen lassen und die Zehen bewegen. Das hilft zumindest für eine Weile gegen akute Kälteschmerzen und kann beliebig oft wiederholt werden, bis die heimische Badewanne endlich erreicht ist.
Für mich funktioniert am besten eine Kombination aus mehreren Tipps. Bei weniger als 5° Celsius ziehe ich los mit Skisocken, Plastiktüte und Thermoüberschuhen. Damit schaffe ich normalerweise auch längere Touren, ohne dass mir die Füße abfrieren. Unter 0° muss ich dann schon eine sehr fordernde Radgruppe um mich haben, die mich vom Frieren ablenkt oder ich lege mir beheizte Einlegesohlen oder -pads in die Schuhe.
Habt Ihr noch weitere Tipps gegen kalte Füße beim Radfahren?
Carolyn Ott-Friesl
Seit fast 20 Jahren auf dem Rennrad unterwegs - nicht viel, nicht schnell, aber mit Leidenschaft. Seit 2014 Bloggerin auf Ciclista.net
Mehr über mich...
Meine Ausrüstung:
Helm* - Brille* - Bluetooth-Kopfhörer* - Radsportbekleidung* - Radsportcomputer*
18 Gedanken zu “7 Tipps gegen kalte Füße beim Radfahren im Winter”
So, da Twitter zu kurz ist hier nochmal ein längerer Kommentar ^^
Wie gesagt, schöne Zusammenfassung.
Die ganze Problem wäre nicht so groß, würde es gescheite Fahrradschuhe geben.
Ja diese richtigen Winterschuhe sind ganz schöne klopper und vielleicht nur wenige Monate zu nutzen. Hab selbst auch keine.
Tatsache ist aber auch, normale Schuhe kann man auch nur wenige (Sommer-) Monate ohne Überzieher nutzen. Diese ganzen Belüftungslöcher halte ich für eine grundsätzliche Fehlkonstruktion. Eine lange Abfahrt oder ordentlich knüppeln im Gegenwind und man bekommt auch im Hochsommer kalte Füße. Das führt dazu, dass ich 2/3 vom Jahr mindestens Toecaps drüberstreifen muss. Echt ätzend!
Wiese gibt es keine (oder kaum?!) leichten Radschuhe die atmungsaktiv aber winddicht sind? Tipps anyone? Diese wären dann auch für kältere Tage immernoch ausreichend, oder mit weniger der hier angesprochenen Hilfsmittel für noch niedrigere Temperaturen aufrüstbar…
Beste Grüße,
Christian aka @MrBlubber
Hast du schon mal beheizbare Einlegesohlen ausprobiert? Deine Erfahrung würde mich interessieren, weil ich gerade mit Raynaud-Patientinnen beheizbare Handschuhe teste und danach Akku-Lösungen gegen kalte Füße ausprobieren möchte. Herzliche Grüße von Karin Hertzer
Wir sind Ganzjahresfahrer… auch wenn dann schon mal der Zitronentee in der Radflasche gefriert (ja, das geht auch in Thermoflaschen…). Kalte Füße haben wir noch nicht wirklich im Griff. Trotz Skisocken, Isoliereinlegesohlen , Winter- und Überschuhen. Ausprobiert haben wir:
Alufolie aus Rettungsdecke: Ein Tick besser als Plastiktüte finde ich: Stücke einer zerschnittene Rettungsdecke um die Füße wickeln. Die geopferte Rettungsdecke reicht für ca. 4 Leute à 2 Füße und lässt sich viele Male verwenden.
2 Paar Socken anziehen, wenn die Schuhe dafür groß genug sind. Dünne z..B. aus Seide, plus Skisocken. Oder Windstoppersocken. Auf MTB- Pedale und Schuhe umsteigen. Da ist die Auswahl an warmen Winterschuhen auch größer. Füße vor der Tour mit Wärmecreme (mit Kampher o. ä.) einreiben. Nie mit kalten Füßen starten! Kopf warm halten (Tipp aus dem Bergsport). Ich habe beheizbare Skisocken gefunden, bei denen das Batterieteil direkt am Schaft sitzt und die deshalb ohne Kabelsalat auskommen. Sie funktionieren auch mit NiMH AA Akkus! Mind. 3 Stunden signifikant wärmere Füße, und das für ca. 15 Euro. Alles miteinander kombinieren!
Dann sind wenigsten nur die Hände kalt… und die Füße nicht mehr eingefroren.
Im Winter fahren wir bei großer Kälte flache Strecken, gerne mit dem aus einrm uralten Rennrad aufgebauten Singlespeed, da muss man hohe Kadenzen fahren. Oder Hügelland mit Anstiegen von 50 bis 200 Hm.
Wer einmal durch eine Rairef-verzauberze Wonterlandschaft gefahren ist, oder aus einer Nebelwand in die Januarsonne…. der weiß, warum Rennradfahen auch im Wonter genial ist. (Man darf nur keinen Glatteistag erwischen. )
…der tipp mit den plastiktüten war super! Hat gewirkt!
Super, das freut mich 😊
Ich habe auch immer kalte Füsse. Meine Entdeckung waren wasserdichte Socken in Kombi mit Überschuhe aus Neoprene! Die sind natürlich auch winddicht. Da Heatpack Sohlen wegen der schlechten Luftzufuhr (sic!) nur unzureichend funktionieren, nutze ich Heatpacks in den Handschuhen am Puls. Dass spart eine Lage Klamotten und hält auch die Füsse gut warm.
happy riding!
Fahre in der kalten Jahreszeit mit Langlaufschuhen auf den Pedalen. Aber durch das eintönige Stehen mit dem Fuß auf dem Pedal wird es auch auf den Sohlen trotzdem bald kalt. Letztens in Venedig wegen des Hochwassers orange Plastiküberzieher bis zu den Waden gesehen. Vielleicht ist das eine Alternative?
Vielen Dank für den tollen Artikel. Als Ganzjahresfahrer – Rennrad – habe ich natürlich auch so meine Erfahrungen gemacht. Lange habe ich die Lösung in Winterschuhen gesehen aber nach meinen nicht zufriedenstellenden Erfahrungen habe ich diesen – für mich – Irrweg aufgehen. Heute mache ich folgendes:
1. Normale Rennradschuhe, mindestens 1 Nummer grösser als notwendig.
2. Einlegesohle z.B. mit Merino Wolle.
3. 1 dünnes Paar Socken, darüber z.B Assos Wärmesocken o.ä.
4. Winstopper Übersocken.
5. Überziehen für die
Damit halte ich bis zu 3.5h bei -2 – +2 °C durch. Plastiktüte, Alufolie u.ä. habe ich noch nicht probiert. Meine Erfahrung ist Wer knausert, friert.
der ultimative Tipp:
die Standardeinlegesohlen raus und Wärmesohlen rein.
Gibt’s bei diversen Drogerieläden (2,50€ das Paar), halten die Füßen für ein paar Stunden wunderbar warm (natürlich mit Wintersocken und Neprenüberschuhen).
Habe ich auch erst vor kurzem entdeckt…….und das nach 25 Jahren Radsport…
Seit ich beheizbare Einlegesohlen verwende, komme ich auch mit Temperaturen um den Gefrierpunkt zurecht. Thermoüberzieher, die über meine Gr. 47-Schuhe passen, gibt es glaube ich nicht, so tun es meine neongelben Regenüberzieher in Verbindung mit Socken mit hohem Merinoanteil auch. Das reichte vorgestern bei Temperaturen zwischen 0 und 2 Grad für über fünf Stunden bei 100 km und 1000 Hm rauf und runter und meine Füße werden wirklich schnell kalt!