Wer auch im Winter länger draußen auf dem Fahrrad unterwegs ist, kennt das Problem nur zu gut: Wenn die Füße nicht ordentlich eingepackt sind, werden sie nicht nur kalt – sie werden schmerzhaft eisig. Und das Auftauen der kalten Füße danach… Fürchterlich! 🥶
Für viele Radfahrerinnen und Radfahrer ist das ein Grund, in den kalten Monaten auf Zwift oder andere Indoor-Cycling-Anbieter zurückzugreifen und sich erst mit den ersten warmen Tagen des Frühjahrs wieder nach draußen zu wagen. Allerdings gibt es für die Hartgesottenen (und alle, die es werden wollen) einige Tipps, wie die Füße beim Radfahren zumindest etwas länger durchhalten.
1. Die Wahl der Socken
Socken? Und Du so: „Ach was“. Aber ich meine nicht die normalen Funktions-Radsocken, sondern zum Beispiel: meine geliebten Skisocken! Ich benutze meistens meine kniehohen Skisocken von Falke*, die halten als Bonus-Feature auch die Waden warm und sind nicht allzu dick.
Natürlich müssen es nicht unbedingt Skisocken sein. Es gibt auch Socken, die extra für kalte Tage auf dem Rad gemacht sind, zum Beispiel Socken mit Merino-Wolle*. Alternativ kann man auch mehrere Socken übereinander anziehen, allerdings sollte man dann immer darauf achten, dass der Platz im Schuh nicht zu knapp wird. Denn…
2. Schuhe nicht zu eng schnüren
…wenn die Schuhe zu eng sitzen, werden die Füße schneller kalt, egal wie viele Sockenschichten darüber gezwängt werden. Der Grund dafür ist einfach: Je weniger Platz im Schuh, desto weniger Blut kann im Fuß zirkulieren und für die Luftschicht im Textil, die auch noch etwas isoliert, ist kein Platz mehr. Den Unterschied kann man ganz einfach erfühlen, wenn man mal während einer kalten Radausfahrt einen Schuh enger schnürt und den anderen lockerer lässt.
Natürlich sollten die Schuhe nicht so locker sitzen, dass die Füße bei jeder Pedalumdrehung herausrutschen. Allerdings solltest Du die Zehen komfortabel bewegen können. Damit gewinnst Du wertvolle Zeit, bevor die Füße zu schmerzen beginnen.
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3. Ein Muss beim Radfahren im Winter: Überschuhe
Ein Muss für kühlere Temperaturen und ein Standard-Accessoire für den ambitionierten Rennradfahrer: Überschuhe*. Es gibt sie in Neopren, in Thermo, in dick, in dünn, in schwarz, weiß und bunt – sogar für Aerodynamik-Füchse. Im Winter ist es besonders wichtig, dass die Überschuhe den kalten Wind abhalten und die Wärme nicht so leicht entweichen lassen. Dabei muss es gar nicht unbedingt die namhafte Marke sein, ich bin auch viele Jahre mit Thermo-Überschuhen vom Discounter gefahren und bin damit weit gekommen.
Mein Problem mit Überschuhen ist oft, dass meine Waden offenbar etwas größer sind als die des Standard-Radfahrers 😉 Ich hab dadurch schon einige Reißverschlüsse geschrottet. Klettverschluss oder flexible Stulpen* finde ich persönlich deswegen besser.
Wenn die Temperaturen noch nicht arg weit im Keller sind und eigentlich nur der Fahrtwind das Problem ist, dann können auch Zehenüberzieher* schon ein ganzes Stück weiterhelfen.
4. Fußwärmer / isolierende Einlegesohlen
Die Stelle, an der Deine Schuhplatte aufs Pedal trifft – genau da kann die Kälte direkt an Deine Füße kriechen. Um dieses Kälteleck zu stopfen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Die einfachste Lösung: Du holst Dir isolierende Einlegesohlen*. Die gibt es in vielen Farben, Formen und Materialien – pass aber auf, dass Du auch mit den Einlegesohlen noch genügend Platz in den Schuhen hast.
Wer auf Nummer sicher gehen möchte, für den gibt es sogar beheizbare Einlegesohlen*, die über mehrere Stunden Wärme abstrahlen. Nervig könnten dabei Akku und Kabel sein, die im und am Schuh so untergebracht werden müssen, dass keine Druckstellen verursacht werden. Ansonsten gibt es auch Einmalzehenwärmer oder -sohlen*, die mithilfe einer chemischen Reaktion ganz ohne Kabel die Füße über einige Zeit warmhalten.
Für Notfälle kann man auch diese netten Knickwärmer* auf die Tour mitnehmen, die man immer wieder in heißem Wasser in ihren Urzustand versetzen kann. Die halten zwar üblicherweise nur ca. 20 Minuten warm, allerdings ist das wahrlich besser als nichts und in der Trikottasche stören sie auch nicht.
5. Winter-Fahrradschuhe
Einige Hersteller haben inzwischen Radschuhe im Programm, die extra für die kalten Temperaturen gemacht sind – wie zum Beispiel Vaude* oder Northwave*. Die zeichnen sich üblicherweise aus durch einen höheren Schaft, fehlende Belüftungslöcher und im Idealfall verstärkte und extra windgeschützte Frontpartien. Ja, und meistens auch extra verstärkte Preise. Wer aber viel im Winter unterwegs ist, für den lohnt sich die Investition für ordentliche Winter-Radschuhe* auf jeden Fall.
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6. Beweg Dich!
Deine Füße sind dabei zu erfrieren und Du hast gerade keine beheizbaren Einlegesohlen oder andere Lebensretter zur Hand? Tja, dann nichts wie runter vom Rad und einige Minuten auf der Stelle treten, die Füße kreisen lassen und die Zehen bewegen. Das hilft zumindest für eine Weile gegen akute Kälteschmerzen und kann beliebig oft wiederholt werden, bis die heimische Badewanne endlich erreicht ist.
7. Notfall-Hack: Plastiktüte oder Alufolie gegen den Fahrtwind
Nein, kein Scherz. Vor Jahren in irgendeinem Forum gelesen, getestet und für gar nicht so schlecht befunden: Socken anziehen, darüber eine Plastiktüte (z. B. Gefrierbeutel) oder Alufolie (z. B. passend aus einer Rettungsdecke geschnitten) stülpen und damit in die Schuhe rein. Sieht nicht besonders stylisch aus, bringt aber was! Denn zum einen hält die Plastiktüte den Restwind ab, den die Überschuhe dann doch noch durchlassen und zum anderen kann der Dampf, den die warmen Füße produzieren, nicht so leicht entweichen.
Und ja, es riecht so, wie Fußdampf klingt. Soll heißen: Die Socken plus Plastiktüte sollten nach der Radtour dann nicht unbedingt im Wohnzimmer von den Füßen geschält werden, lieber im Hausflur oder anderen gut belüfteten Räumlichkeiten. Das gilt insbesondere für Menschen mit Hang zur Fußschweißentwicklung und Menschen in Beziehungen. Für lange Touren ist der Tipp natürlich auch nix, denn irgendwann sind die Füße natürlich nassgeschwitzt und dann wirds doch noch kalt.
Kalte Füße beim Radfahren im Winter – eine individuelle Sache
Letztendlich sind kalte Füße wie im „echten Leben“ eine ziemlich individuelle Angelegenheit. Manche bekommen schon bei 12 Grad die Krise, andere haben keine Probleme, bei 3 Grad mit leichten Überschuhen herumzuradeln. Was für Dich und Deine Füße am besten passt, musst Du also ein bisschen ausprobieren. Und ich hoffe, ich konnte Dir mit diesen Tipps ein kleines bisschen weiterhelfen dazu!
Hast Du noch einen Geheimtipp gegen kalte Füße? Dann direkt in die Kommentare damit!
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Carolyn Ott-Friesl
Seit fast 20 Jahren auf dem Rennrad unterwegs - nicht viel, nicht schnell, aber mit Leidenschaft. Seit 2014 Bloggerin auf Ciclista.net
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Meine Ausrüstung:
Helm* - Brille* - Bluetooth-Kopfhörer* - Radsportbekleidung* - Radsportcomputer*
Ein Gedanke zu “Kalte Füße beim Radfahren? 7 Tipps fürs Radeln im Winter”
Inzwischen gibt es auch beheizbare Strümpfe (waschbar). Die haben oben am Bund kleine Taschen für ihre Lithiumakkus. Kabel gibt es in dem Sinne nicht, von den Taschen der Batterien gehen direkt die eingewebten Heizungsfäden ab. Die Strümpfe sind aber nicht billig.
Es gibt sie in verschiedenen Stoffstärken jeweils mit drei Heizstufen.
Man sollte sich auch keine Wunder erwarten. Ich selbst nutze die dünnste Variante in der niedrigsten Stufe zusammen mit Überschuhen. Das hält die Füße bis zu 5-6 Stunden lauwarm. Der Rest hängt natürlich davon ab, wie stark du in die Pedale trittst 🙂
Ich hab sie im Kaufkompass der FAZ gefunden und bin relativ zufrieden.