Begleitfahrzeuge in Radrennen: gefährliche Gratwanderung

Wir alle wollen tolle Bilder sehen von den Profirennen, zu diesem Zweck sind Motorräder unerlässlich. Das ist natürlich auch im Interesse der Teams, denn ohne Fernsehpräsenz und ohne spektakuläre Fotos wird die Sponsorensuche schwer. Ebenso erfüllen die Begleitfahrzeuge andere wichtige Aufgaben während der Rennen, zum Beispiel die Streckensicherung oder auch den Getränke- und Materialtransport.

In den letzten Jahren kam es jedoch immer wieder zu gefährlichen Unfällen, einer davon endete sogar tödlich. Antoine Démoitié stürzte bei der diesjährigen Ausgabe von Gent-Wevelgem und ein Begleitmotorrad rammte ihn, er erlitt schwere Kopfverletzungen. (theguardian.com) Obwohl Rad- und noch vielmehr die Motorradfahrer nun hinreichend sensibilisiert sein sollte, passierte es bei Paris-Roubaix erneut. Ein Massensturz auf dem Kopfsteinpflaster im berüchtigten Wald von Arenberg und ein Motorrad rutscht von hinten in Elia Viviani, der wohl glücklicherweise mit kleineren Verletzungen davongekommen ist.

Seit geraumer Zeit gibt es nun eien Diskussion darüber, wie das Zusammenspiel von Motorrädern und Profiradfahrern sicherer werden kann. (deutschlandfunk.de) Aber das ist gar nicht so einfach. Die einen fordern eine Reduzierung der Motorräder – das ist jedoch kaum möglich wegen deren Streckensicherungsaufgaben. Andere fordern eine belastbare Ausbildung, einen „Führerschein“ für die Begleitmotorradfahrer oder gar, dass nur Exprofis die Motorräder steuern dürfen – an sich eine gute Idee, aber viele Unfälle passierten mit Fahrern, die teils jahrzehntelange Erfahrung vorweisen können. Hier scheint also das Grundproblem auch nicht zu liegen.

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Was kann man also tun, um die Sicherheitssituation zu verbessern? Vier Maßnahmen könnten meiner Meinung nach helfen.

    • Wie John Degenkolb gestern im ZDF Sportstudio sagte: Eine Geschwindigkeitsbegrenzung für Begleitfahrzeuge gibt es bisher nur bei der Tour de France. Hier dürfen die Profis maximal mit 80 km/h überholt werden. Diese Maßnahme würde auch die anderen Rennen sicherer machen, denn erstens bleibt den Motorradfahrern mehr Zeit zum Reagieren, z. B. auf einen ausscherenden Radfahrer. Andererseits ist der Aufprall weniger heftig, wenn die Geschwindigkeit in einem vernünftigen Rahmen gehalten wird.

 

    • Gerade beim Sturz von Paris-Roubaix, von dem Elia Viviani betroffen war, war mein erster Gedanke: Warum war das Motorrad so nah an den Fahrern dran? Offenbar hatte der Moto-Fahrer keine Chance zu bremsen. Auch bei anderen Rennszenen wundere ich mich immer wieder, wie nah die Motorräder an die Radfahrer heranfahren, zum Beispiel, um gute Bilder von der Zieleinfahrt zu bekommen. Ich denke also, dass ein Mindestabstand von Motos zu Radfahrern ein wichtiger Schritt wäre, um die Sicherheit zu verbessern.

 

    • Viele Stürze passieren, weil die Strecke unübersichtlich oder mangelhaft gesichert ist. Gerade, wer sich hinten im Fahrerfeld aufhält, hat oft wenig Chancen, Verkehrsinseln oder Fahrbahnteiler rechtzeitig zu erkennen. Tony Martin hat meiner Meinung nach einen sehr vernünftigen Vorschlag gemacht, wie Strecken besser gesichert werden könnten: Mit gut sichtbaren, hoch angebrachten Luftballons, die auch Fahrer, die sich weiter hinten im Feld aufhalten, gut erkennen können. (spon.de) Wenn hier weniger Stürze passieren, kann auch weniger mit den Motorrädern passieren.Ganz nebenbei haben viele Veranstalter offenbar noch großen Nachholbedarf in Sachen Streckensicherung, dabei denke ich vor allem an das Beispiel bei der Baskenlandrundfahrt im letzten Jahr.

 

    • Auch, wenn viele Unfälle zwischen Motorrädern und Radfahrern mit erfahrenen Moto-Lenkern passierten, ist eine vernünftige Ausbildung sehr wichtig. Bislang wird die Berechtigung, ein Fahrzeug im Rennen zu fahren, wohl mit einem eintägigen Theoriekurs erlangt. Das erscheint mir wie ein schlechter Witz. Ich saß selbst schon im Kurs für Sportliche Leiter und lernte dort die theoretischen Regeln. Als ich dann aber selbst mal im Teamauto bei der Bayernrundfahrt (auf dem Beifahrersitz!) mitfahren durfte, war ich wohl die meiste Zeit kreidebleich wegen der vielen engen Situationen. Im Rennen geht es so knapp zu, die Fahrzeuglenker müssen richtig was drauf haben. Schließlich lenken diese potenzielle Waffen – ein Radfahrer hat keine Chance gegen die Blech-Ungetüme.Daher halte ich eine Ausbildung für Begleitfahrzeuglenker über einen längeren Zeitraum, mit Theorie, Praxis und abschließendem Test für notwendig.

 

Das Wichtigste ist jedoch, dass tatsächlich etwas passiert. Es wird ständig nur Bedauern und Beileid bekundet, verbindliche Regeln gibt es jedoch nach den diversen Zwischenfällen immer noch nicht. Die UCI ist hier zu träge, will keine Einbußen riskieren in Sachen TV-Einnahmen oder Sponsorenverträge. Leider sind diese Stürze alles andere als Werbung für den Sport. Und an diesem Nichthandeln wird sichtbar, wie weit unten die Sicherheit in der Prioritätenliste der UCI steht. (telegraph.co.uk)

Um die Diskussion auch für alle anschaulich zu machen, die bisher noch nicht so richtig verstehen, warum so viel über die Sicherheit in Radrennen diskutiert wird, ein paar ausgewählte Szenen der letzten Zeit.

 

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https://youtu.be/kJmpQxSjyCc

4 Gedanken zu “Begleitfahrzeuge in Radrennen: gefährliche Gratwanderung”

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