Motoren knistern, der Geruch von verbrannten Bremsbelägen liegt in der Luft, Menschen mit Sturmhauben und Vollvisierhelmen wuseln durch die Boxengasse – Moment, sind wir hier nicht auf einem Radsportblog?
Tja, an dieser Stelle kommen die in’s Spiel, die die Bremsen zum Qualmen gebracht haben! Das sind nämlich Peter Sagan, sein Bruder Juraj, Marcus Burghardt und Michael Kolar vom Team Bora-hansgrohe, die ein paar schicke Autos vom Teamausrüster Auto Eder auf dem Salzburgring austesten durften. Unter der Anleitung von Rennfahrerin Christina Surer und weiteren Motorsportprofis ging es mit bis zu 250 km/h über die Strecke und ich konnte zusammen mit ein paar weiteren Journalisten dabei sein.
Juraj Sagan sorgt für Aufregung
Nach einem Fahrsicherheitstraining und kurzer Einweisung geht es auf die Rennstrecke. Zuerst dürfen die Radprofis selber über den Salzburgring fahren, erst danach auf dem Beifahrersitz Platz nehmen neben einem Motorprofi am Steuer – „ansonsten versuchen die, genauso zu fahren, das wäre viel zu riskant“, wird uns von den Motorsportprofis erklärt.
Nach den ersten Runden steigen die Bora-Fahrer mit einem großen Grinsen im Gesicht wieder aus den Autos – geht noch eine Runde? Vor allem Juraj Sagan möchte unbedingt noch einmal auf die Strecke – und plötzlich ist er verschwunden, zusammen mit einem Auto und seiner Freundin. Große Aufregung! Nur einer lacht: Peter Sagans Manager freut sich, dass einmal nicht Peter und damit er für einen Blödsinn verantwortlich ist.
Der Weltmeister ganz entspannt
Peter Sagan ist übrigens ziemlich genau so, wie man ihn aus dem TV kennt. Ständig einen dummen Spruch auf den Lippen, der Schalk blitzt aus den Augen, er zieht die Blicke auf sich. Ein echter Entertainer eben und an diesem Tag völlig entspannt und begeistert von der Renn-Erfahrung der anderen Art. Wenn man den Weltmeister schon einmal so exklusiv trifft, dann musste ich ihn mir auch ganz unprofessionell für ein Foto greifen, ganz klar! 🙂
Auch Marcus Burghardt ist begeistert vom Fahrerlebnis – obwohl der Rennanzug eigentlich zu klein geraten ist für den 1,89m großen Profi. Er ist quasi der Lokalmatador beim Team Bora-hansgrohe, schließlich wohnt er nur ein paar Kilometer vom Raublinger Teamsitz entfernt. Ein tolles Trainingsgebiet, kann ich aus Erfahrung sagen! 🙂 Er gibt zu, dass die letzten Klassikerrennen nicht so gut gelaufen sind für das Team – aber das ist heute zweitrangig. Heute steht der Spaß im Vordergrund!
Und wie haben sich die Radfahrer am Lenkrad geschlagen? „Das Handling vom Auto fehlt natürlich vollkommen. Aber die haben ein gutes Gefühl für die Geschwindigkeit und als Sportler bringen sie auch genügend Koordination mit. Das Potential wäre da“, sagt einer der Motorprofis und grinst. „Ich glaube, wir könnten ihnen bei der Kurventechnik schon noch einiges beibringen, was sogar auf dem Rad sinnvoll sein kann!“
Die Chefs freuen sich über den lockeren Tag
Schmunzelnd beobachten auch Bora-CEO Willi Bruckbauer und Teamchef Ralph Denk, wie viel Spaß ihre Fahrer mit den Autos haben. Eine willkommene Abwechslung im eng getakteten Rennkalender. „Wir sind ja von Januar bis November im Renneinsatz, da bleibt kaum Zeit zum Verschnaufen. So ein lockeres Wochenende tut schon mal gut“, erklärt Denk.
Ob sich im Vergleich zum letzten Jahr viel verändert hat mit dem Aufstieg in die World Tour? „Eigentlich nicht so sehr“, sagt der Teamchef. „Es ist halt alles ein bisschen größer: mehr Rennen und mehr logistischer Aufwand. Ja, und im Bereich Öffentlichkeitsarbeit mussten wir ganz schön aufstocken!“
Und wie ist eine Runde am Salzburgring mit einem Motorprofi am Steuer?
Jeder will mal rein in’s Auto und irgendwann bin ich dran. Marco Muster, ehemaliger Profi-Rennfahrer, nimmt mich mit im Ford Mustang. Ich bin schon vor dem Einsteigen leicht nervös angesichts der sichtbar mitgenommenen Fahrzeuge, die auf die Fahrweise schließen lassen – aber ich setze den Helm auf, steige ein und bitte meinen Chauffeur um Gnade. Vom Fahrersitz kommt nur ein Lachen und schon geht sie los, die wilde Fahrt. Schnell beschleunigen wir und rasen auf die erste Kurve zu. Im letzten Moment eine Beinahe-Vollbremsung und wir schießen um die Biegung. Meine Nerven!
„Jetzt fahren wir übrigens 230, 240…“ auf die nächste Kurve zu und erneut steigt Marco voll in die Eisen und zirkelt den Mustang schwungvoll herum. Wie würde der erst fahren, hätte er keine ängstliche Bloggerin an Bord? Jedenfalls gut, dass er weiß, was er macht! Es könnte aber trotzdem sein, dass die Innenverkleidung leicht verformt ist von meinen Fingern, die ich fest in alles kralle, was ich zu fassen kriege. Etwas mehr als zwei Minuten dauert eine Runde – nach zwei Touren um den Kurs steige ich mit wackeligen Knien aus. Adrenalin pur! Unglaublich, was ein Auto so alles aushält. Und ich auch 😛
Gelungenes Event am Salzburgring
Ein echtes Erlebnis für alle Beteiligten und auch die Sportler hatten Spaß – damit auch ein gelungenes Event für die veranstaltende Autohaus-Gruppe, die sich schon seit Jahren unterhalb des Profibereichs im Radsport engagiert. So mischt das Team Auto Eder Bayern die U19-Rennen auf und bietet eine wichtige Plattform für die Nachwuchsförderung. Das sollte auf jeden Fall honoriert werden, gerade in Zeiten sehr zurückhaltender Sponsoren im Radsport.
Ich habe jedenfalls gelernt, dass Peter Sagan ziemlich authentisch ist und sich, wie seine Teamkollegen, für Geschwindigkeit begeistert, der Bora-Chef und der Teamchef sich fast väterlich freuen, wenn ihre Jungs Spaß haben und dass Motorsport nix für mich ist. Ich bleib beim Fahrrad, versprochen!
Carolyn Ott-Friesl
Seit fast 20 Jahren auf dem Rennrad unterwegs - nicht viel, nicht schnell, aber mit Leidenschaft. Seit 2014 Bloggerin auf Ciclista.net
Mehr über mich...
Meine Ausrüstung:
Helm* - Brille* - Bluetooth-Kopfhörer* - Radsportbekleidung* - Radsportcomputer*
Ein Gedanke zu “Racetrack Challenge am Salzburgring: Vollgas mit Peter Sagan + Team”
Super zusammengefasst!
Freue mich aufs nächste Treffen!!!
Viele Grüße
Daniel