Wie immer am Anfang eines Jahres, für das ich mir sportliche Glanzleistungen vorgenommen habe, klopft meine innere Trainerin an und sagt: „Du weißt aber, dass du dafür einen Trainingsplan brauchst?“. Ich nicke dann etwas verlegen und antworte innerlich: „Ja. Ich weiß. Die hab ich aber noch nie durchgehalten, das bringt doch nix.“
Ein Trainingsplan motiviert und strukturiert
Insgeheim weiß ich natürlich, dass die innere Trainer-Caro (immerhin mit Radsport-C-Trainerlizenz) Recht hat. So ein Trainingsplan motiviert, strukturiert und sorgt im Idealfall dafür, dass man den ganzen Aufwand nicht umsonst betreibt, indem die Trainingsreize richtig platziert werden und nicht nutzlos verpuffen. Also setze ich mich dann entweder Anfang November oder Anfang Januar hin und male mir fein säuberlich meine Makro-, Meso- und Mikrozyklen auf. Danach bin ich erst mal so kaputt, dass ich drei Tage nicht zum Trainieren komme.
Die ersten zwei Wochen nach Plan laufen dann meist super, nach drei Wochen wirds spärlich und nach vier Wochen radel ich dann einfach wieder ziellos in der Gegend herum, wie sonst eben auch. Den Kalender, in dem der Plan notiert ist, hab ich zu diesem Zeitpunkt eh schon verlegt und der kommt erst wieder zum Vorschein, wenn alles vorbei ist.
So war das jedenfalls bisher. Denn seit vier Wochen bin ich tatsächlich planvoll fleißig und es sieht auch für die absehbare Zukunft gut aus. Zwar habe ich mir Freiräume gelassen, damit ich auch mit spontanen Änderungen gut klar komme. Aber meine groben Vorgaben halte ich ein und ich merke, wie es von Woche zu Woche aufwärts geht.
Zu viel Zeit für Training?
Aber an was könnte das liegen, dass das früher so gar nicht klappte und jetzt so gut funktioniert? Meine Theorie: ich hatte früher zu viel Zeit. Oder zumindest war die Zeit sehr sehr frei einteilbar. (An dieser Stelle grüße ich meine Schul- und Studienzeit. Ihr fehlt mir ein bisschen.)
Zu viel Zeit für Training? Naja oder halt viel Zeit, um entweder zu prokrastinieren, also das Training vor mir herzuschieben, oder es völlig zu übertreiben. Ich neige zu beidem.
Meine früheren Trainingspläne läsen sich bestimmt recht lustig, hätte ich sie noch zur Hand. Denn ich weiß noch, wie unrealistisch meine Trainingsvorgaben waren. Erstmal mit 15 Stunden pro Woche anfangen und später regelt sich das nach oben. Haha, genau. Problematisch war da auch, dass ich um mich rum hauptsächlich männliche, ambitionierte Rennfahrer hatte, die mein Bild vom „richtigen Trainingsumfang“ prägten.
Legte ich dann los, gab es zwei Varianten. Entweder ich ballerte mich in den ersten Wochen weg und hatte dann keine Lust mehr. Oder ich schob die selbstauferlegten Einheiten immer ein bisschen nach hinten. Weil, ich meine, morgen ist ja auch noch Zeit, genau wie über- und überübermorgen. Oh! Schon April, na jetzt muss ich auch nicht mehr anfangen, nach Plan zu trainieren.
Ab aufs Rad!
Seit ich mir jede Stunde Training aus irgendeinem anderen Zeitbudget schneiden muss und ich mir von vornherein gar keine irrwitzigen Wochenstunden auferlegen kann, ist mein Plan mein bester Freund. Er holt mich am Wochenende von der Couch aufs Rad und stimmt mich schon tagsüber im Büro darauf ein, was abends noch auf mich zukommt. Wie André so schön bloggte, ist ein irres Ziel natürlich auch von Vorteil, um sich zu motivieren und Trainingsvorgaben einzuhalten. Da hab ich mir mit Kelheim ja schon das Richtige ausgesucht.
Falls ich also zukünftig wieder mehr frei einteilbare Zeit haben sollte, erinnere ich mich hoffentlich an diese Erkenntnis: Lieber moderat planen und das dann durchhalten anstatt zu übertreiben und das Plantraining nach kurzer Zeit wieder aufzugeben. Klingt eigentlich ganz einfach.
Was sind eure Erfahrungen mit Trainingsplänen? Erstellt Ihr einen oder lasst Ihr ihn erstellen? Haltet Ihr den Plan durch?
Carolyn Ott-Friesl
Seit fast 20 Jahren auf dem Rennrad unterwegs - nicht viel, nicht schnell, aber mit Leidenschaft. Seit 2014 Bloggerin auf Ciclista.net
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Meine Ausrüstung:
Helm* - Brille* - Bluetooth-Kopfhörer* - Radsportbekleidung* - Radsportcomputer*
3 Gedanken zu “Warum ein Radsport-Trainingsplan sinnvoll ist”
Hallo Carolyn!
Vielen Dank für die Erwähnung. 🙂
Ja, Trainingspläne sind ja auch immer so eine Sache. Besonders weil ja doch immer irgendwas dazwischen kommt.
Ich greife in der Regel auf fertige Trainingspläne zuruck, die dann noch ein wenig individualisiert werden.
Viele Grüße und viel Spaß und Erfolg beim Training.
André
Was Du beschreibst kommt mir irgendwie bekannt vor, mein Training und die Kombination von 3 verschiedenen Trainingsarten haben mich aktuell auch eingeholt. Hätte ich etwas luftiger geplant, würde ich jetzt nicht so viele Einheiten versäumen oder einfach anders absolvieren wie es im Plan steht.
Allerdings habe ich mit dem Trainingsplan inzwischen den Frieden gefunden. Am Anfang habe ich viel ohne Plan trainiert, weil ich zu sehr auf das gepocht hatte was darin stand, mit dem Ergebnis das es zu viel, zu schnell, zu weit war. Jetzt kann ich auch mal 5e gerade sein lassen, aber vor allem deswegen weil ich ein Globales Stundenziel für Laufen und Radfahren gesetzt habe. Natürlich sind 40h Mix weniger als 40h laufen und 40h Radfahren sind mehr als der Mix aber weniger als 40h Laufen… aber bei allem über 30h im Monat bin ich zufrieden.
Ha, mir reichte schon Radfahren allein, um mich planmäßig zu überfordern 😉 Ich glaube, die Lösung ist wie so oft im Leben: alles nicht so eng sehen. Ich versuche auch gerade weniger, strikte Tagesvorgaben zu machen, sondern Wochen- oder Monatsziele zu setzen. Viel entspannter! Und mit 30h pro Monat lässt sich doch gut arbeiten.