Schon der Name ist selbstbewusst: Abus Gamechanger – einer, der das Spiel umkrempelt. Zu selbstbewusst? Ich hatte die Gelegenheit, das zu testen: Vor einigen Wochen hat mir Abus den Aerohelm kostenlos zur Verfügung gestellt und mich gebeten, meine Eindrücke zu teilen. Aber gerne doch, es ist ja auch nicht ganz alltäglich, dass ich Profimaterial testen darf.
Inhalt:
- Der erste Eindruck
- Gamechanger beim Team Movistar
- Aero und Belüftung?
- Abus Gamechanger im Test
- Pro und Contra
Der erste Eindruck
Schon beim ersten Öffnen der Verpackung springt mir das leuchtende Rot des Abus Gamechanger entgegen – was für eine coole Farbe! Zunächst erscheint mir die Helmform mit der glatten Oberfläche ganz ohne die gewohnten Belüftungslöcher allerdings etwas klobig. Ich befürchte beim Auspacken schon das Schlimmste, denn die breiteren Helme sehen bei mir auf dem Kopf oft einfach aus wie unförmige Eimer.
Das ist beim Abus Gamechanger aber gar nicht der Fall, finde ich – das erste Posieren vor dem Spiegel verläuft zur vollen Zufriedenheit, der Helm ist schmaler als zunächst gedacht. Ja, zunächst etwas ungewohnt, aber je länger ich mich betrachte, desto besser gefällt mir das rote Ausrufezeichen auf meinem Kopf.
Etwas schade ist, dass keine Schutzhülle im Lieferumfang enthalten ist. Schließlich ist die Oberfläche sehr glatt, ich könnte mir vorstellen, dass ein Kratzer schnell zu sehen ist. Für den stolzen Preis von 199 Euro könnte auch die Verpackung ein bisschen Premium vertragen.
Der Gamechanger ist nicht nur aerodynamisch, er ist auch ganz auf Leichtigkeit getrimmt. Die typischen Einstellmöglichkeiten am Verschlussriemen fehlen dank „Flow Straps“ System, das soll das oft vorhandene Flattern reduzieren. Dafür gibt es noch einige Möglichkeiten direkt am Verschlussystem „Zoom Ace“ im Helm, um die Position des Helms nach vorne oder hinten zu verändern, das war aber bei mir gar nicht nötig. Der Verschluss selbst ist sehr leicht und öffnet und schließt problemlos.
Mit dem Verstellrädchen hinten unter dem Helm kann die Größe ganz einfach angepasst werden. Das Größensystem macht mich zunächst stutzig – schließlich deckt die Größe M ein recht großes Spektrum ab, von 52 cm bis 58 cm Kopfumfang. Aber es sitzt, passt, wackelt (nicht) und hat Luft bei meinem Kopfumfang von 53 cm.
Gamechanger und das Team Movistar
Seit den Frühjahrsklassikern 2017 ist der Gamechanger beim Team Movistar im Einsatz und stellt das neue Topmodell bei Abus dar. Dass hier Profis Input gegeben haben, sieht man auch an den praktischen Details: Die Aussparungen am Helm sind nicht nur für die Belüftung zuständig, sondern auch die Brille kann bequem vorne und hinten eingesteckt werden.
Hinten ist natürlich etwas logischer, schließlich kann man sich das mit dem Aerohelm gleich sparen, wenn man die Brille vorne schön in den Wind hängt. Welchen Vorteil hat der Gamechanger aber in Sachen Performance gegenüber anderen Aerohelmen?
Optimierte Aerodynamik unabhängig von der Kopfneigung und bei unterschiedlichen Anströmwinkeln. Das liefert eine um 23% geringere frontale Fläche im Vergleich zum aktuellen Tophelm.
…sagt Abus.
Aero und gut belüftet – geht das?
Vorab hatte ich in einem Test von schlechter Belüftung und großer Hitze bei sommerlichen Temperaturen gelesen und hatte dies auch auf der Eurobike bei Abus angesprochen. Die Erklärung: Es ist nun einmal ein Aerohelm und kein luftiges Sommerhelmchen, zudem sei die Belüftung mit diversen tiefen Luftkanälen gewährleistet, Forced Air Cooling Technology nennt sich das beim Hersteller – klingt plausibel, aber ich war dennoch gespannt, wie sich das Temperaturmanagement dann während der Fahrt tatsächlich so gibt.
Die Belüftung ist auf den ersten Blick jedenfalls durchdacht: An der Stirnseite verläuft eine große Belüftungsöffnung, die die Luft durch tief geschnittene Kanäle im Inneren des Helms leiten soll. Hinten und oben sind Ausgangsöffnungen. Ich konnte den Helm leider nicht mehr bei allzu sommerlichen Temperaturen jenseits der 30 Grad testen – aber ich habe von Haus aus ein schlechtes Temperaturmanagement und will mir am liebsten bei jeder Steigung den Helm vom Kopf reißen. Von daher bin ich da wohl eine gute Testperson in dieser Hinsicht.
Die Hitzeentwicklung ist mir beim Gamechanger nicht sonderlich negativ aufgefallen, im Gegenteil hatte ich sogar manchmal das Gefühl, dass ich recht viel Wind an die Stirn bekommen habe. Daher fand ich das Fahren mit Cycling Cap oft angenehmer. (Ob das auf die Aerodynamik dramatische Auswirkungen hat, werde ich nachreichen, sobald ich mal einen Windkanal zu Weihnachten bekommen sollte 🙂 )
Abus Gamechanger im Test
Aber wie macht sich der Aerohelm nun im Praxistest? Während der ersten Fahrt achte ich ganz besonders auf Passform und Geräuschentwicklung. Der Helm sitzt sehr angenehm, da drückt nix – nur auf die Stirn bläst der Gegenwind recht heftig, habe ich das Gefühl. Das wird etwas kühl, wenn sich da schon Schweiß befindet.
Das Einstellsystem lässt in meinem Fall keine Wünsche offen. Die Verschlussriemen liegen angenehm an, wie von Abus versprochen gibt es kein Flattern und da zwickt nix am Ohr oder so. Mit dem Einstellrädchen hinten kann ich den Aerohelm problemlos an meinen Kopfumfang anpassen. Ansonsten muss ich von der Standardeinstellung des Herstellers kaum abweichen.
Ich probiere unterschiedliche Fahrpositionen aus, Oberlenker, Unterlenker, aufrecht, geduckt – ich habe nichts auszusetzen, das verspricht Abus auch mit dem Multi Position Design. Die Belüftung macht, was sie soll, der Helm fühlt sich super leicht an und sitzt sehr angenehm. Ich mag ihn jedenfalls nicht mehr missen in meinem Helmportfolio 🙂
Ob der Preis von 199 Euro gerechtfertigt ist, muss natürlich jeder für sich entscheiden. Aber der Abus Gamechanger ist auf jeden Fall ein toller Helm, den ich gerne nutze. Und das, obwohl ich den glatten Aerohelmen vor allem optisch eher skeptisch gegenüber stehe.
Muss man Profi sein, um einen Aerohelm zu brauchen oder wollen zu dürfen? Nö. Keineswegs – ein guter Helm soll ja schließlich nicht nur schützen, sondern auch optisch und funktional was können. Wer also das letzte bisschen Optimierungspotential herausschlagen möchte oder wem der Helm einfach gefällt, dem kann ich guten Gewissens zum Gamechanger raten. Da macht Ihr nichts verkehrt!
Pro und Contra zum Abus Gamechanger
Pro:
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Contra:
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Was sagt Ihr zum Abus Gamechanger? Und wird Euer nächster Helm aero? 🙂
Rennradhelm im Test: Lazer O2 mit Licht
Carolyn Ott-Friesl
Seit fast 20 Jahren auf dem Rennrad unterwegs - nicht viel, nicht schnell, aber mit Leidenschaft. Seit 2014 Bloggerin auf Ciclista.net
Mehr über mich...
Meine Ausrüstung:
Helm* - Brille* - Bluetooth-Kopfhörer* - Radsportbekleidung* - Radsportcomputer*
4 Gedanken zu “Rennradhelm im Test: Aerohelm Abus Gamechanger”
Ich weiß nicht, ob mich bei meiner doch recht Komfort-orientierten Sitzhaltung Aero schneller machen würde. Bezweifle ich mal. Giro Savant bleib ich wohl noch ne Weile treu. Hab mir gerade nen zweiten in Neongelb für den Winter zugelegt. 226g nachgewogen in Größe S. Kostenpunkt zwischen 25€ (!) & 70€. UVP meine ich war 90€.
Ehrlich gesagt finde ich die Preise inzwischen recht unverschämt. Nur weil Aero draufsteht 200? Früher galt Abus mal als Alltags- & Einsteigermarke. Die Zeiten sind wohl vorbei wenn die nun in den großen Radzirkus einsteigen? 👎
Günstiger, leichter und mit Hülle kommt der MET Manta HES Aero-Helm.
Bin mir auch nicht ganz sicher, ob es ein Helm in jener Preisklasse sein muß; isst man jeden Tag in einem 4Hauben-Restaurant, fahren wir die besten Pkw, tragen wir nur Designermarken? Radelte viele Jahre mit einem billigen, aber dafür einem der wenigen auffälligen gelben Helme am Markt, noch ohne Verstellmechanismus. Hatte dabei aber das Problem, immer einen Kamm mitzuhaben, da die Haare ja durch Aufliegen des Helmes sehr eigenartige Hahnenkammsträhnen bildeten. Bei großer Hitze rann der Schweiß brennend in die Augenwinkel, wogegen ich mit Stirnband erfolgreich ankämpfte. Letztes Jahr fand ich ihn aber schon unansehnlich, und bestellte einen Ventura für ca. 23.- Euro. Eines der wenigen Modelle, die ich am Markt in Neongelb, was ich für die Verkehrssicherheit unverzichtbar halte, und mit intergriertem Rücklicht in Verstellrad. Mußte leider die Erfahrung machen, daß dieses Licht dann, wenn es kälter und dünkler wird, ja leider von den Stehkrägen verdeckt wird. Beim Gewicht, wie ich jetzt lese, muß man halt schon das Doppelte in Kauf nehmen, aber man will ja trainieren. Mangels eindeutiger Beschreibung und somit Nichtfestschrauben des Rücklichtes, machte sich das gleich bei der ersten Ausfahrt irgendwo selbständig – wurde aber von amazon großzügigst ausgetauscht.
Hi,
neulich habe ich einen Artikel gelesen, dass ABUS keine Frauen in die Führungsetage lässt. Jetzt veklagt die Tochter, die erben sollte grade ihren Vater deswegen.
Hat nix mit dem Helm hier zu tun, aber vielleicht muss man die nicht weiter unterstützen.
lg
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/abus-unternehmer-religion-1.4493053?reduced=true