Die Tour de France bietet definitiv Stoff fĂŒr Romane, jeden Tag spielen sich Tragödien ab, gerade wenn AusreiĂer dutzende Kilometer im Wind leiden und dann wenige hundert Meter vor dem Ziel gestellt werden. Das hat sich Jean-Bernard Pouy zunutze gemacht und das dramatische Geschehen beim gröĂten Radrennen der Welt mit ein bisschen Fantasie zu einem Thriller umfunktioniert.

Um was geht es?
In „54×13“ geht es um Lilian Fauger, einen guten, aber nicht herausragenden Fahrer, der sich plötzlich allein vor dem jagenden Feld wiederfindet. In seinem Kopf spielt er die Möglichkeiten durch. Könnte er etwa wirklich als Etappensieger bei der Tour de France in die Geschichte eingehen? Was wĂ€re das fĂŒr ein Triumph! Es könnte reichen, er wĂ€re ein gemachter Mann und wie stolz wĂ€ren seine Lieben! Kurz vor Schluss erreichen ihn noch zwei andere Fahrer, der Deutsche Jan und sein Teamkollege Fons – fĂŒr ihn jedoch kein Problem, denn die beiden hat er in der Tasche. Eigentlich. Doch die ganze Welt scheint sich gegen ihn verschworen zu haben, eine Kette von Ereignissen und Entscheidungen vereitelt seinen Traum. Die Tour de France zu Ende zu fahren rĂŒckt danach in den Hintergrund, er will Rache.
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Wie liest es sich?
Das Buch ist eher ein BĂŒchlein, gerade mal etwas ĂŒber 70 Seiten zĂ€hlt der Radsportroman, beinahe eine Kurzgeschichte. Perfekt fĂŒr einen kurzen Ausflug in die Radsportwelt, wenn der Alltag gerade keine Zeit lĂ€sst fĂŒr einen dicken Schinken. FĂŒr meinen Geschmack hĂ€tte das Buch aber ruhig noch etwas lĂ€nger und ausfĂŒhrlicher sein können, die Charaktere werden kaum vorgestellt und entwickelt, sondern vorab erklĂ€rt. Das finde ich etwas schade.

Eine schöne Idee ist, dass man am Text erkennt, wie sehr der Hauptprotagonist gerade auĂer Atem ist. Wenn das Rennen ihm gerade alles abverlangt, ist die Zeile auch mal nur ein Wort lang – je entspannter die Rennsituation, desto lĂ€nger auch die Zeilen. So liest man automatisch im Takt der (Schnapp)Atmung und ist mittendrin im Renngeschehen.
Immer wieder gibt es BezĂŒge zu realen Rennen und Fahrern, wer nicht nur in der neueren Radsportgeschiche etwas firm ist, der wird viel wiedererkennen. Besonders gut fĂŒr alle, die gerade erst in den Radsport reinschnuppern: Fachbegriffe werden mit FuĂnoten erklĂ€rt. So muss man nicht lange rĂ€tseln, was eine Karenzzeit oder die DauphinĂ© LibĂ©rĂ© sein könnte.
Gibt’s eine Leseempfehlung?
FĂŒr Radsportfans ist „54×13“ auf jeden Fall einen Blick wert! Hier und da hĂ€tte das Buch ausfĂŒhrlicher sein können und das Zuspitzen zum dramatischen Ende hĂ€tte vielleicht noch etwas stringenter sein können. Aber es ist schön zu lesen und eine Hommage an die groĂen AusreiĂer bei der Tour, die einem Etappensieg alles andere unterordnen.
Allen, die das Radsportvirus in sich tragen, gibt das Buch das GefĂŒhl, ganz nah dran zu sein am ausgerissenen Helden. Ich hab mitgelitten, mich geĂ€rgert und bin in Gedanken ein paar Pedalumdrehungen mitgeradelt als AusreiĂerin, vom Etappensieg trĂ€umend.
Eine schöne Geschenkidee fĂŒr Radsportenthusiasten und eine gute ErgĂ€nzung des Radsport-Repertoires im BĂŒcherregal, auch wegen des tollen Covers von Marc Locatelli. Viel SpaĂ beim Lesen!
Titel: â54×13 – Die Tour de Franceâ
Kategorie: Thriller
Verlag: egoth
ISBN-13: 978-3903183025
Preis: 10,99 Euro
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Der Verlag egoth stellte mir freundlicherweise ein kostenfreies Exemplar von â54×13 – Die Tour de Franceâ fĂŒr eine Rezension zur VerfĂŒgung. Die nebenstehende Abbildung des Buchcovers enthĂ€lt einen Link zu Amazon*.
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