Pressereise – Es geht hinauf. Zwar mit richtig beeindruckenden Ausblicken auf die Berge der Fuschlseeregion rundherum, aber echt steil. Ich schnaufe und kurble und schwitze und dann denke ich mir – warum eigentlich?
Also nicht, dass sich der Aufstieg nicht lohnen würde, aber wofür hab‘ ich denn heute ein E-Mountainbike unterm Hintern? Also auf das kleine Plus am Lenker gedrückt und huiiii, schon geht’s leichter!
Ein E-Bike macht für einen Urlaub hier im Salzkammergut schon Sinn, denn es geht hier ganz schön oft ganz schön lang ganz schön steil rauf, flach ist hier eher die Ausnahme. Und ich bin ja nicht hier, um mir die Berge von unten anzuschauen – Fahrräder mit E-Antrieb sind zwar normalerweise eher nicht mein Gebiet, aber dreieinhalb Monate nach der Geburt unseres kleinen Monsterchens erhöht sich mein (Höhenmeter-)Radius mit dem E-MTB schon gewaltig.
Nur eine halbe Autostunde entfernt vom trubeligen Salzburg kann man es sich in der Fuschlseeregion richtig gut gehen lassen, umgeben von Bergen und Seen und viel typisch österreichischer Kulinarik. Vor allem Fuschl ist einigen Radler*innen bestimmt schon länger ein Begriff, zum Beispiel als Startort des Eddy Merckx Classic Radmarathon.
Auf meiner Reise geht’s diesmal aber vor allem um das Genussradfahren abseits der Straßen – um tolle Landschaft, leckeres Essen und das Entspannen und Entdecken zwischen Seen und Bergen.
Kompakte Infos: Meine Reise in die Fuschlseeregion
Unterkunft: Hotel „Das Hintersee“ in Hintersee mit E-Radverleih und Bike-Übungsgelände
Fahrrad: KTM Macina Lycan 271 E-Mountainbike
Landschaft: Bergig mit vielen Seen
Geeignet für: Genuss-Radfahrer, Gelegenheitsradler, sehr sportliche Bio-Mountainbiker
Nicht geeignet für: Downhiller und Trail-Enthusiasten (restriktive Gesetze in Österreich, es dürfen nur Forststraßen befahren werden)
Sonstige Aktivitäten in der Region: Wandern (!), Klettersteige, Baden, Wassersport, Salzburg ansehen, diverse Museen
Das Salzkammergut setzt auf’s E-Bike
Hier im Salzkammergut, vor allem in der Region Fuschlsee, setzt der Tourismus seit kurzem voll auf das E-Bike. Immer mehr Hotels bieten einen Fahrradverleih an, immer mehr Restaurants und Hütten bieten Lademöglichkeiten und geeignete Abstellplätze. Und das passt gut zusammen, denn die Region ist wunderschön, die Anstiege steil und jeden einzelnen See lohnt es zu entdecken. Gerade für alle, die nicht den sportlichsten Anspruch haben, geht das mit dem E-Bike am besten.
Dabei muss ich gleich vorweg sagen: Für Downhiller und Trailverrückte ist das hier leider nix. Klar, die Trails (respektive Wandersteige) gibt es, sie aber zu befahren, ist in Österreich illegal. Hier dürfen nur Forstwege, Straßen und Radwege legal mit dem Fahrrad befahren werden – von daher ist das KTM E-Fully schon ein kleines bisschen überdimensioniert für die Wege, die wir nehmen. Auf der anderen Seite gibt das Rad auf schottrigen Abfahrten und ausgewaschenen Rinnen auch viel Sicherheit für nicht so geübte Fahrer*innen (und speziell für gewisse, fahrtechnikschwache Rennradfahrerinnen :P).
Wer also wilde Trailabenteuer sucht, ist hier verkehrt und sollte dann noch ein Stückerl weiter Richtung Saalbach-Hinterglemm, Saalfelden-Leogang, Pinzgau oder direkt nach Italien fahren.
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Fahrtechnik-Training mit dem E-Bike
Um während der drei Tage, die wir im Salzkammergut verbringen, die schönsten Ausblicke und besten Einkehrmöglichkeiten zu entdecken, haben wir den einheimischen Bikeguide Franz Mayer von der eBike Academy an der Seite. Der ist eigentlich ein passionierter Bio-Mountainbiker und Skifahrer, weiß aber auch die Vorteile und Besonderheiten eines E-Bikes zu schätzen.
Als langjähriger, hochqualifizierter Trainer in den beiden Sportarten versteht er auch, das Wissen um die beste Position auf dem Rad und wichtige Fahrtechnik-Fertigkeiten zu vermitteln. Und das auf sehr sympathische und fröhliche Art und Weise, immer mit einem guten Spruch auf den Lippen.
Sogar einen eigenen E-Bike-Übungsparcours hat er in Hintersee auf die Beine gestellt. So können vor allem die Gäste, die nicht so oft auf einem E-MTB sitzen, sich erst einmal ganz in Ruhe mit ihrem Gefährt vertraut machen. Mithilfe von unterschiedlichen Hindernissen – zum Beispiel kleinen Drops, simulierten Wurzeltrails, rutschigen Rampen und engen Steilkurven – kann man sich hier in sicherer Umgebung und unter Anleitung von Franz erst einmal ausprobieren, bevor es mit dem Rad in die „Wildnis“ geht.
Auch ich teste natürlich, wie weit ich im Übungsgelände komme. Nicht furchtbar weit – wie vermutet (oh, die self-fulfilling prophecy immer…). Aber mit jeder Runde traue ich mich und vertraue meinem Fahrrad mehr – auch, wenn ich sicherlich keine gute Mountainbikerin mehr werde in diesem Leben. Die absenkbare Sattelstütze und die unterschiedlichen E-Unterstützungsmodi habe ich schnell im Griff. Mir hat es doch viel Sicherheit gegeben, ein paar kritische Situationen schon einmal als Trockenübung durchzuspielen.
Mit dem E-Bike durch die Fuschlseeregion
Aber nach dem Üben geht es jetzt hinaus auf Tour. Die Schaltungen klackern, die Motoren surren und wir fahren in der Gruppe hinaus aus Hintersee. Franz kennt natürlich die schönsten Wege zum Biken und gemütliche Plätze zum Rasten. Am ersten Bike-Tag führt er uns so auf schönen Nebenstrecken durch alle Orte, die sich zur Tourismusregion Fuschlsee zusammengeschlossen haben, ausgehend vom kleinen Ort Hintersee. So entdecken wir auch Fuschl am See, Hof, Faistenau, Thalgau, Ebenau und Koppl. Auf schattigen Forstwegen kurbeln wir zunächst aus dem Tal hinaus zur Hatzenalm, wo wir ein kurzes Päuschen machen.
Als normalerweise ohne-E-Fahrerin muss ich nach diesem ersten Anstieg zugeben: Das macht schon richtig viel Spaß, mit Leichtigkeit steile Forstwege zu erklimmen und bei Hindernissen sowie beim Anfahren im steilen Gelände einfach ein bisserl mehr Schwung zu haben. Ein weiterer Pluspunkt: Unsere Gruppe bleibt trotz unterschiedlicher Fitness-Levels schön beieinander, ohne, dass es jemandem zu langweilig oder zu anstrengend wird.
Nach einer rasanten Abfahrt flitzen wir an der Ruming-Mühle vorbei (mit Kneipp-Anlage für heiße Tage und regionalen Schmankerln) und weiter nach Fuschl am See – das kenne ich schon, da war ich 2012 schon einmal mit dem besten Mann der Welt für ein paar schöne Tage zum Rennradfahren. Es geht einmal zur Hälfte rum um den See und wir landen bei der Schlossfischerei, bei der wir unseren Mittagsstop machen. (nix für Vegetarier*innen oder Menschen, die keinen Fisch mögen, aber ein Top-Ausblick und sehr gemütlich!)
Nach einer Stärkung schwingen wir uns wieder auf die Räder – die Wege führen durch blühende Wiesen und über kleine Sträßchen, die Berge immer im Hintergrund. Nur beim Queren der Hauptstraße in Hof sehen wir ein paar mehr Autos. Aber nach zwei Mal abbiegen sind wir schon wieder in den Nebenwegen verschwunden.
Auf flowigen kleinen Sträßchen pedalieren wir zum Hintersee, machen dort einen kurzen Stopp, um die Zehen ins Wasser zu halten, und lassen uns zurück zum Hotel treiben. Ein richtig schöner Abschluss für einen gelungenen Biketag – und meine Streifen an Armen und Beinen sind auch wieder richtig gut sichtbar. Leider erst einmal in roter Farbe…
E-Bike-Tour zur Genneralm
Der zweite Tag verspricht leider nur am Vormittag trockene Bedingungen – danach droht ein Unwetter und damit ist in den Bergen nicht zu spaßen. Also machen wir uns bereits direkt nach dem reichhaltigen Frühstück auf und besteigen unsere Bikes. Auch diesmal geht es auf steilen Wegen hinaus aus dem Hintersee-Tal.
Ich gebe mir Mühe, auch ein bisserl zu schwitzen trotz des bequemen E-Antriebs – aber irgendwann denke ich mir dann doch: Ein bisschen Unterstützung kann nicht schaden, wann hat man denn sonst die Möglichkeit? Also den Bosch-Motor auf Turbo und ab geht’s! Die Reichweite sinkt zwar dank der Steigungsprozente mit jeder Minute, aber die Tour ist ja heute nur eine kurze.
Oben angekommen weiß ich, warum uns Franz hier hinauf geführt hat. Ein herrlicher Blick auf die Osterhorngruppe, dramatische Wolkengebilde drumherum und zum Einkehren gäbe es die urige Genneralm. Die lassen wir heute aus – wir sind ja heute nur kurz unterwegs. Aber obwohl wir nach einem ausgiebigen Fotostop direkt wieder hinabsausen, bin ich froh, dass wir die Tour noch gemacht haben.
Kurz vor dem Regen kommen wir wieder im Hotel an und lassen uns dort den Kaiserschmarrn schmecken. Auch der hoteleigene Saunabereich ist an diesem verregneten Nachmittag ganz hoch im Kurs.
BergeSeen eTrail – E-Bike-Route mit zehn Etappen durch das Salzkammergut
Auch ohne Trails gibt es in der Fuschlseeregion also viel zu erleben. Einen schicken Streckenvorschlag gibt es beispielsweise mit dem „Salzkammergut BergeSeen E-Trail“ – einem Radwanderweg durch die Region mit viel Panorama und zahlreichen Einkehrmöglichkeiten – wer mag, kann sogar ein Stempelkärtchen vollmachen an eTrail-Stationen. Ganze 630 Kilometer und mehr als 14.000 Höhenmeter kann man so in 10 Etappen entdecken – wem das zu viel ist, kann natürlich auch nur einzelne Wegstrecken unter die Räder nehmen.
Hotel „Das Hintersee“ mit E-Bike-Verleih
Unsere Basis während der Reise haben wir in Hintersee. Der Ort ist klein, ruhig, nicht weit vom Talschluss und nahe dem namensgebenden See gelegen. Das Dörfchen ist sogar ziemlich historisch – hier wurde nämlich das Lied „Stille Nacht, Heilige Nacht“ ertextet von Joseph Mohr. Auf einem eigenen Spazierweg – ausgehend von der Joseph-Mohr-Kapelle – gibt es viele Infos dazu.
Im Hotel „Das Hintersee“ sorgt Familie Ebner für das Wohl der Gäste und vor allem der Chef Albert Ebner hat so einige Gschichterl auf Lager, für die es sich abends nach dem regionalen und leckeren Abendessen lohnt, ein bisserl länger sitzen zu bleiben.
Der Aufenthalt im „Das Hintersee“ war auch für mich persönlich was Besonderes: Es war die allererste Reise zusammen mit unserem kleinen Monsterchen. Und wir haben uns wirklich sehr wohl und auch mit Baby willkommen gefühlt. Danke noch einmal dafür!
Das Hotel wurde und wird gerade im großen Stil modernisiert und vergrößert. Neben den bisherigen Hotelzimmern und dem komfortablen Wellnessbereich gibt es nun auch großzügige Chalets, die neben vielen anderen Annehmlichkeiten beispielsweise eine eigene Infrarotsauna und einen Whirlpool zu bieten haben.
Was auch zur Modernisierung gehört: Die Ebners haben sich eine eigene E-Bike-Basis geschaffen. Hier gibt es sowohl einen Shop für Radler als auch eine Auswahl von KTM-E-Mountainbikes zum Ausleihen. Zusammen mit dem nahe gelegenen Übungsparcours ist das eine runde Sache und ein schönes Angebot für alle Gäste, die die Gegend per E-Bike erkunden möchten.
E-Bike-Urlaub in Österreich? Ein guter Plan!
Für alle, die mal ein paar Tage raus aus dem Alltag wollen und dabei mit dem Rad die schönsten Ecken des Salzkammerguts entdecken möchten, lohnt sich ein Urlaub in der Fuschlseeregion auf jeden Fall. Die Region bietet so viele Rückzugsorte, Einkehrmöglichkeiten und natürlich Berge und Seen, die es sich zu entdecken lohnt.
Egal, ob mit oder ohne E-Antrieb: Ein Biketag ist ein Erlebnis, auch wegen dem Radeln, aber natürlich auch wegen dem Drumherum. Ein toller Ausblick, ein kühles Spezi und eine vernünftige Brotzeit auf der Almhütte, „a Jausn“, und danach eine rasante Abfahrt zurück nach Hause – her mit dem guten Leben!
Hinweis: Zu der Reise wurde ich von der Fuschlsee Tourismus GmbH und dem Hotel „Das Hintersee“ eingeladen, alle Kosten der Reise wurden übernommen.
Carolyn Ott-Friesl
Seit fast 20 Jahren auf dem Rennrad unterwegs - nicht viel, nicht schnell, aber mit Leidenschaft. Seit 2014 Bloggerin auf Ciclista.net
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Meine Ausrüstung:
Helm* - Brille* - Bluetooth-Kopfhörer* - Radsportbekleidung* - Radsportcomputer*
Ein Gedanke zu “E-Bike-Urlaub in Österreich: Seen, Berge und Genussradeln im Salzkammergut”