Manchmal taugt das Wetter eben nicht zum Radfahren oder die eigene Motivation braucht ein bisschen Anschub. Was ist da besser geeignet als ein fesselndes Radsportbuch? Ich stelle Euch 10 Bücher vor, die ich lesenswert finde. Schreibt mir doch in die Kommentare, welche Bücher Ihr noch empfehlen würdet!
Mehr als zehn Jahre Radsport – da haben sich bei mir im Regal ein paar Bücherschätze angesammelt. Von Reise über Training bis hin zu Biographien sind die Regale gut gefüllt mit Radsportliteratur. Inspiriert von Daniel, der auf speed-ville.de eine schöne Auswahl an Radsportbüchern präsentierte, möchte ich auch ein paar Bücher vorstellen, die ich für lesenswert halte und die sich auch als Geschenk für passionierte Radfahrer eignen. Einige davon sind leider nur noch über den Second-Hand-Markt erhältlich. Ein Klick auf die Buchcover leitet Euch direkt zu Amazon*.
1. Manuela Ronchi, Gianfranco Josti: „Das schnelle Leben des Marco Pantani“ (2005)
Über zehn Jahre ist es jetzt schon her, dass Il Pirata Marco Pantani leblos in einem Hotelzimmer in Rimini aufgefunden wurde. Der Profi, der bei den Grands Tours die Favoriten am Berg mit seinem unnachahmlichen Angriffsstil in Bedrängnis brachte, im Rampenlicht stand und der sein Leben so wenig im Griff hatte.
Eigentlich sollte es eine Autobiographie werden. Nach Pantanis Tod übernahm seine Managerin Manuela Ronchi mit dem Sportjournalisten Gianfranco Josti die Aufgabe, sein Leben in Buchform zu bringen. Darüber hinaus ist es ein sehr persönlicher (und damit wenig objektiver) Rückblick auf die Höhen und abgründigen Tiefen der letzten Lebensjahre von Marco Pantani, in denen er immer wieder Zuflucht suchte bei Familie Ronchi. Ein bewegendes Buch* über den Mann, der einmal seine Konkurrenten das Fürchten lehrte und letztendlich der größte Verlierer des großen Spiels wurde. Der einerseits um ein normales Leben rang und doch immer wieder von der Drogensucht, Paranoia und falschen Freunden brutal ausgestoppt wurde.
2. Ralf Meutgens: „Doping im Radsport“ (2007)
Ralf Meutgens Sammlung von diversen Texten* zum Thema Doping im Radsport erschien im Jahr 2007 – kurz nach dem großen Crash, den Enthüllungen rund um den Doping-Papst Eufemiano Fuentes. Im Buch werden viele Seiten des Dopings und der Doper beleuchtet. Vom Interview mit Christophe Bassons über Doping im DDR-Radsport bis hin zur Dopingprävention werden medizinische, psychologische, juristische und politische Aspekte ins Visier genommen.
Wer sich zum Thema Doping im Radsport ausführlich informieren möchte, kommt um diese Sammlung nicht herum, auch wenn einige aktuelle Geschehnisse natürlich fehlen und zahlreiche Wiederholungen hin und wieder das Lesevergnügen trüben.
3. Tyler Hamilton, Daniel Coyle: „Die Radsport Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte“ (2012)
Im Gegensatz zur weiter oben vorgestellten Faktensammlung „Doping im Radsport“ ist „Die Radsport Mafia„* ein sehr persönlicher Insiderbericht. Hamilton gehört zu der Handvoll Kronzeugen, die umfassend gegen Lance Armstrong ausgesagt haben. Er war jahrelang Teil eines nahezu perfekten Dopingsystems, das mit Gruppenzwang und perfider Loyalität funktionierte.
Ja, ich interessiere mich schon lange für Radsport und nein, ich hege keine Illusionen, höchstens Hoffnung. Aber ich gehöre dennoch nicht zu jenen, die das Buch gelesen haben und sagen: „Das war doch schon alles klar, das hätte man alles wissen können“. Die Klarheit, mit der Dopingpraktiken, Psychoterror und das eigene Versagen geschildert werden, hat mich berührt. Ich habe das Buch damals in einem Rutsch durchgelesen.
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4. Laurent Fignon: „Wir waren jung und unbekümmert“ (2010)
Laurent Fignon, der Blonde mit der Brille, der die Tour um acht Sekunden an Greg LeMond verlor. Und sie nebenbei übrigens auch zwei Mal gewinnen konnte! Eine Autobiographie, die einen Radsport-Profi zeigt, wie er heute beinahe undenkbar wäre. Wie Fignon schreibt, hat in ihm der „Mensch den Sportler immer beherrscht“. Sein Schreibstil ist wie er selbst: Direkt, schonungslos gegen sich und andere und immer angriffslustig.
Fignon starb 2010 an Krebs. Was er erlebt hat und wie er die Radsportwelt wahrgenommen hat, legt er eloquent in seinem Buch* dar. Das lesenswerte Resümee eines bemerkenswerten Lebens.
5. Andreas Beune: „Did Not Finish – 20 Himmelsstürmer im Porträt“ (2005)
DNF – Did Not Finish. Dieses Kürzel steht auf der Ergebnisliste hinter den Namen derer, die es nicht über die Ziellinie geschafft haben. Andreas Beune sammelt in „Did Not Finish“ die Geschichten von Radsportlern, die ihr Leben viel zu früh verloren haben.
Im Radsport wird fast nur über die Sieger gesprochen. Die, die auf der Strecke bleiben, bekommen meist wenig Aufmerksamkeit. Beunes Buch* thematisiert die Gefahren des Radsports, von der Sturzgefahr über Dopingfolgen bis hin zu psychischen Problemen. Fabrice Salanson, Denis Zanette oder Ricardo Otxoa – ihre Geschichten sind es wert, sie zu kennen.
6. Peter Winnen: „Gute Beine, schlechte Beine – Geschichten vom Radfahren“ (2008)
Dass Peter Winnen gut und gerne schreibt, das liest man sofort aus seinen Kolumnen heraus, die in „Gute Beine, schlechte Beine„* zu einem Buch zusammengefasst wurden. Er beobachtet scharf, zieht die richtigen Schlüsse und nimmt sich auch durchaus selbstkritisch unter die Lupe. Ob eigene Radtouren, Anekdoten aus seiner Zeit als erfolgreicher Radprofi oder Geschichten, die ihm am Wegesrand begegnen.
Die kurzen Texte sind genau das richtige für Pendler oder andere, die immer mal wieder kurz Zeit zum Lesen haben. Von ganz banalen Dingen wie dem Beinerasieren bis zu den großen Fragen des Radfahrerlebens, Peter Winnen lässt nichts aus und lädt den Leser zum Schmunzeln und zum Nachdenken ein.
7. Joe Friel: „Die Trainingsbibel für Radsportler“ (2019 neu aufgelegt)
Es ist der Klassiker, ja, das Standardwerk zum Thema Radtraining, 2019 neu aufgelegt. Hier wird nicht nur an der Oberfläche gekratzt, hier wird tief gebohrt.
Bei Joe Friel gibt es ein Baukastensystem, das aber dennoch kein ein für alles ist. Jeder Sportler muss sich selbst über seine Anforderungen, Voraussetzungen und Ziele bewusst werden, um vom großen Joe auf den Pfad des richtigen Trainingsplans gelenkt werden zu können. Die Trainingsbibel* ist genial, um ein Gefühl für die Grundsätzlichkeiten des Radsporttrainings zu bekommen und ein Nachschlagewerk, das jedes Jahr zur Hand genommen werden kann, wenn ein neuer Trainingsplan gebraucht wird.
8. Jürgen Löhle: „Nur zum Spaß! – Brägels Ausreißversuche“ (2009)
Wir sind alle ein bisschen Brägel. Wir haben nie trainiert, wenn uns jemand fragt. Wir probieren auch die wunderlichsten Wundermittel aus, solange sie erfolgsversprechend sind. Und wir sind doch immer über Wettkampfgewicht, trotz jahrelanger „Diät“.
Brägel vereint all das und noch viel mehr in sich. Er will seinen Vereinskollegen immer eine Radlänge voraus sein, und das nicht nur bei der wöchentlichen Cappuccino-Tour. Amüsant, leichte Kost, genau das richtige Geschenk* für den Vereinsschlaumeier.
9. Hans Blickensdörfer: „Salz im Kaffee“ (1993)
Bud schickt sich an, die Tour zu gewinnen. Allerdings glaubt ihm fast keiner, dass er das kann, ganz ohne nachzuhelfen. Ein Gespräch mit einem Schmuggler in einem kleinen Pyrenäendorf bringt ihn auf den richtigen Weg zurück. Aber auch mit dem Starrummel muss der Jungprofi erstmal klar kommen. Und ob seine Liebesgeschichte ein gutes Ende hat?
Etwas langatmig, aber mit viel Kenntnis über die Radsportszene geschrieben: die Höhen und Tiefen im Leben eines Radprofis in Romanform*.
10. Lance Armstrong – Diverse
Eins muss man ihm lassen: Er ist (zusammen mit seinen Ghost-Writern) einer der fleißigsten Buchveröffentlicher der Radszene. Lance Armstrongs Leben bietet ja auch genügend Stoff für Romane. Von der Krebserkrankung inklusive Heilung („Tour des Lebens„*) über seine Tour-Erfolge („Jede Sekunde zählt„*) und sein Trainingsprogramm („Das Lance Armstrong Trainingsprogramm„*) bis zur bitteren Reue nach den Doping-Enthüllungen (kommt bestimmt noch). Er hat beinahe jeden Abschnitt seines Lebens in Buchform veröffentlicht.
Wen eine gehörige Portion US-Pathos und Anflüge von Größenwahn nicht abbringen und wer sich auch nicht von den inzwischen nachgewiesenen Unwahrheiten stören lässt, für den sind die diversen Armstrong-Bücher immer noch spannender Lesestoff. Auch, wenn ich Armstrong nicht ausstehen kann, habe ich doch seine „Tour des Lebens“ an einen Krebspatienten verschenkt. Ganz einfach, weil Armstrong ein Meister darin ist, eine Niemals-Aufgeben-Philosophie zu verbreiten und seine Geschichte immerhin eines der prominentesten Beispiele für eine beinahe unwahrscheinliche Heilung ist.
Noch auf meiner Leseliste stehen folgende Titel:
- Dino Buzzati: Beim Giro d’Italia*
- Wolfgang Sacher: Der einarmige Bandit*
- Rainer Sprehe: Das Buch der Radsporttrikots*
Welche sind Eure Lieblings-Radsportbücher?
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Carolyn Ott-Friesl
Seit fast 20 Jahren auf dem Rennrad unterwegs - nicht viel, nicht schnell, aber mit Leidenschaft. Seit 2014 Bloggerin auf Ciclista.net
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Meine Ausrüstung:
Helm* - Brille* - Bluetooth-Kopfhörer* - Radsportbekleidung* - Radsportcomputer*
7 Gedanken zu “Radsportbücher: 10 Lesetipps für Rennradfahrer”
Passend zum letzten Buch kann ich die Doku „Die Armstrong Lüge“ sehr empfehlen. Grüße, Gerd
auch wenn es schon etwas her ist mit deinem Beitrag und der Schnee hoffentlich jetzt weg ist – ein Buch, das nicht fehlen darf ist Das Rennen von Tim Krabbe !
Danke für den Tipp! Werd‘ ich mir mal zu Gemüte führen 🙂
Max Leonard „Lanterne Rouge“ ….über die die zuletzt über die Liene fuhren, bei den Touren (de France)
Salz im Kaffee von Blickensdörfer ist auf jeden Fall empfehlenswert. Es müssen nicht immer Bücher über Doping sein. Schau mal in das Buch „Quäl Dich Du Sau“ von Udo Bölts.
„Dicker Mann auf dünnen Reifen“ (angewandte Selbsterfahrung), „Gummibärchen auf die Dopingliste“ (klingt schlimmer als es ist), „Traumrad“ (ein MUSS für jeden Selbstschrauber und -aufbauer), „Sieh diese Erde leuchten“ (Reisen und Leben mit dem Rad)
Mehr fällt mir gerade nicht ein.