Was Sieger im Saarland erleben – 3. Etappe von Trier nach Merzig

Die Porta Nigra in Trier – eine wirklich beeindruckende Kulisse fĂŒr den Start der dritten Etappe der Deutschland Tour. Vor dem römischen Stadttor fĂŒgt sich die Deutschland Tour wunderbar ein in das Gesamtbild.

Porta Nigra in Trier

Nachdem ich noch zu RegengerĂ€uschen aufgewacht war, scheint zum Start sogar die Sonne.  Der Wettergott scheint Radsportfan zu sein.  Die Strecke verspricht heute richtig Spannung, zunĂ€chst geht es flach von Trier hinĂŒber ins Saarland, wo dann einige HĂŒgel auf die Profis warten.

Stefan Schwenke stellt das Team Movistar vor.

Da Merzig quasi eingekreist wird von den Profis und daher die Strecke wohl frĂŒh gesperrt wird, schaue ich mir nur eine Weile die Einschreibung an,  fĂŒhre nette GesprĂ€che und mache mich eine halbe Stunde vor dem Start auf zum Auto, um rechtzeitig vor dem Feld auf der Strecke zu sein. Das gelingt mir auch ganz gut – nur habe ich das Nachwuchsrennen der U17w in Merzig nicht auf dem Plan. Die schnellen Juniorinnen kreisen Merzig natĂŒrlich auch ein und somit stehe ich zusammen mit allen anderen, die genauso schlau waren wie ich, vor Merzig rum. Die MĂ€dels sollen natĂŒrlich auch eine perfekt gesperrte Strecke vorfinden, wie die Profis. Also warten wir geduldig.

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In Merzig angekommen, verschaffe ich mir erst einmal einen Überblick. Das ist gar nicht so schwer, das StĂ€dtchen ist ĂŒberschaubar – aber heute richtig voll mit Menschen. Sehr schön! Bereits wĂ€hrend der ersten von drei Zieldurchfahrten ist die Stimmung hervorragend, die Spitzengruppe wird lautstark nach vorne gejubelt.

Spitzengruppe bei der ersten Zieldurchfahrt in Merzig.

Ich schleiche mich danach mal hinein in die TV-Produktion, die findet in einem ausgebauten Lieferwagen statt. Ich hĂ€nge mich an einen der Mitarbeiter dran, folge ihm durch die TĂŒr hinein und stehe dann in einer dunklen Kammer mit vielen Bildschirmen an der Wand. Es ist still, bis auf die Anweisungen des Bildregisseurs – und der fasziniert mich. Er parliert in drei Sprachen, Deutsch, Englisch und Französisch, mit den Kameraleuten auf der Strecke, im Helikopter und im Zielbereich, gibt ganz klare Order und ist voll im Flow.

„Klaus, nach diesem Ort gibt es einen schönen Ausblick auf die Saar, schwenk da dann mal hin. Small attack in the peloton, Moto deux, reste la. Helico, now zoom out so we can see the distance between the tĂȘte de la course and the peloton, oui comme ca, merci.“

Er hat alle Bildschirme im Blick und erkennt sofort, welche Kameraeinstellung gerade gefragt ist, keine Attacke entgeht ihm. Mit einer Art Joystick und zahlreichen Knöpfen wechselt er von Kamera zu Kamera.

ZusĂ€tzlich erklĂ€rt er dem Kollegen, der neben ihm sitzt und offenbar mit den deutschen Radsportbegriffen noch nicht so klar kommt, welche Einblendungen er jetzt braucht. „Ce sont les poursuivants – Ver-fol-ger“. Vorher wurde mir erzĂ€hlt, man sehe hier in der TV-Produktion eigentlich nichts Besonderes, nur viele Bildschirme. Aber ich bin ziemlich fasziniert, was fĂŒr ein Multitalent!

Ich reiße mich dennoch irgendwann los, schließlich stehen noch zwei Zieldurchfahrten an. Die Profis veranstalten ein richtiges Radrennen und attackieren fleißig an jeder Steigung. Bei der letzten Zieldurchfahrt ist noch alles offen, im Zielsprint hat dann Matej Mohoric, der slowenische Meister, die Nase deutlich vorn.

Matej Mohoric gewinnt in Merzig.
 Im Laufschritt hinter Loic her. Wo ist der Sieger?

Ich darf den Sieger heute begleiten, von der Ziellinie bis zur Siegerehrung. Sobald das Feld und die Teamfahrzeuge also die Ziellinie passiert haben und die Strecke nicht mehr lebensgefĂ€hrliche Zone ist, renne ich hinter Loic her. Er ist einer der beiden Projektleiter der Deutschland Tour und sorgt eben auch dafĂŒr, dass der Sieger so fix wie möglich auf dem Podium steht.

Matej Mohoric ist bereits umringt von Kameraleuten und Menschen, die ihm Mikros ins Gesicht halten und dem atemlosen Sieger die ersten Fragen stellen. Eine Minute spĂ€ter fĂ€hrt er wieder Richtung Ziel und Podium, also wieder zurĂŒckrennen, jetzt hinter Mohoric.

Uuund wieder zurĂŒck zum Ziel.

Der Sieger wird hineinbugsiert in einen Pavillon neben der BĂŒhne, hier wird das offizielle Siegerinterview gehalten. Inzwischen trifft auch Robin Carpenter ein, der heute das Bergtrikot erkĂ€mpfen konnte. Ihm darf ich sein Rad abnehmen und stelle es – ohgottohgottohgott – an die sicherste Stelle, die ich erspĂ€he.

Mohoric beim Siegerinterview direkt nach dem Rennen.

Danach wird Matej Mohoric auf der BĂŒhne geehrt. ZunĂ€chst fĂŒr den Etappensieg – hier wird ihm sogar von Außenminister Heiko Maas persönlich gratuliert – dann bekommt er das Leadertrikot ĂŒbergestreift, das Trikot des Punktbesten und das Trikot des besten Nachwuchsfahrers. Keine schlechte Ausbeute!

Nach der Siegerehrung steht die Pressekonferenz an. Doch Moment – fehlt da nicht was? Die Dopingkontrolle! Aber Matej Mohoric wird dieses Mal nicht getestet. Im Gegensatz zu 1.1-kategorisierten UCI-Rennen, bei denen im Ziel der Sieger immer zur Dopingprobe muss, ist das bei einem 2.1-Rennen nicht unbedingt der Fall. Das heißt aber nicht, dass es keine Kontrollen gibt: Die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) kann dafĂŒr wie sonst auch jederzeit fĂŒr Tests vorbeischauen bei den Fahrern. Zudem soll der Trend weg von den vorhersehbaren Kontrollen hin zu intelligenten Kontrollen gehen.

Auf dem Weg zur Pressekonferenz.

Also geht es direkt ins Pressezentrum, das eigentlich eine Schule ist. Die Journalisten freuts, denn  bei der ersten Etappe, die von Alvaro Hodeg gewonnen wurde, mussten sie noch 1,5 Stunden nach dem Rennen auf den Sieger warten aufgrund der Dopingkontrolle, die sich hingezogen hatte. Bei der Pressekonferenz heute ist der gerade einmal 23-jĂ€hrige Mohoric freundlich, aber auch selbstbewusst. Er möchte das Leadertrikot verteidigen, außerdem plant er nĂ€chstes Jahr einen großen Auftritt bei den FrĂŒhjahrsklassikern und wer weiß, was mal bei der Tour de France passiert. Deutschland findet er gut, kĂŒhles Wetter, gute Straßen, gerne wieder.

Als alle Fragen gestellt sind, posiert Mohoric noch ein paar Mal geduldig fĂŒr Fotos und streckt die Daumen nach oben. Dann ist er auch schon wieder weg, rollenderweise auf dem Weg Richtung Teambus. Auch wir packen unser Pressezentrum zusammen und machen uns auf den Weg . Der einzige Transfer der Rundfahrt steht an, knapp zwei Stunden Autofahrt trennen Merzig und Lorsch, wo morgen die Etappe beginnt.

Und schon ist der Sieger wieder weg.

Wieder ein Tag bei der Deutschland Tour geschafft. Jetzt fehlt nur noch die finale Schlussetappe von Lorsch nach Stuttgart. Ich hoffe, die Begeisterung an der Strecke hĂ€lt an und auch sportlich könnte das noch einmal richtig spannend werden mit dem steilen Herdweg sechs Kilometer vor dem Ziel. Dazu kommt das Jedermannrennen – volles Programm also! Ich hoffe, wir sehen uns!

 

 

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