Waaas, so lange ist das schon wieder her? 2019 testete ich Radhosen für Frauen mit Lösungen für die sogenannte Biopause – im Volksmund auch Pinkelpause genannt oder wie es heutzutage heißt: pee-friendly 😛 Der Beitrag erfreut sich immer noch großer Beliebtheit, die Radhosen sind aber nicht mehr aktuell. Deswegen wird es jetzt dringend mal Zeit für ein Update.
Ich habe also Hersteller angefragt, fleißig daheim, auf Mallorca und in den Dolomiten getestet und für Euch aufgeschrieben, fotografiert und gefilmt, was der Markt für Damen-Radhosen mit der Option zur Toilettenpause gerade so hergibt. Ich habe versucht, möglichst unterschiedliche Systeme zu testen, damit Ihr einen Überblick zu den angebotenen Lösungen bekommt. Ich hoffe, Euch hilft’s weiter und Ihr findet, was Ihr sucht! Noch Fragen? Dann gerne damit in die Kommentare!
Warum teste ich hier Radhosen mit Biopausen-Funktion?
Ich finde es schön, dass es inzwischen immer mehr durchdachte Produkte für Frauen im Radsport gibt. Das ist noch gar nicht so lange der Fall. Früher galt oft der Slogan „machs kleiner, pink und Blumen drauf, das ist unser Frauenprodukt“ – das ist glücklicherweise heute anders. Das möchte ich herausstellen und neben der ganzen Marketing-Kommunikation auch persönliche Erfahrungswerte dazu einbringen.
Und ich finde es einfach im Rad-Alltag angenehm, wenn die Trägerradhose auch eine Funktion für die Toilettenpause hat. Das ist einerseits komfortabler und meist schneller, wenn man nicht zu viele Schichten ausziehen muss, nur um den Hintern raushalten zu können. Außerdem kann es sich auch einfach sicherer und angenehmer anfühlen, wenn man sich nicht ganz entblößen muss im Freien – je nachdem, wie gut man die Mitfahrer kennt oder wer da sonst so unterwegs ist.
Leider ist das bei manchen Herstellern gar nicht so leicht rauszufinden, welche Hosen pee-friendly sind – die Info ist manchmal irgendwo tief im blumigen Produkttext versteckt. Aber es gibt mehr, als man denkt!
Worauf achte ich prinzipiell, wenn ich Radhosen kaufe?
Das wichtigste für mich ist das Polster, denn nebem dem Sattel ist das auch ein kritischer Faktor, ob ich meine Tour schmerzfrei fahren kann. Je länger die Strecke, desto dünner sollte es sein, denn je tiefer Du einsinkst, desto mehr Reibung kann entstehen. Wichtig ist auch, dass das Polster nicht zu breit ist, damit es keine Falten wirft. Leider ist das Thema superindividuell – deswegen kann ein Polster für die eine genau richtig sein, für die andere wieder gar nicht passen.
Kleiner P(r)o-Tipp: wenn Du Dich für eine richtige Radhose mit Polster entscheidest, lass unbedingt die Unterwäsche weg. Die reibt nur und kann wunde Stellen verursachen!
Dann achte ich natürlich auf die Passform. Die Hose sollte richtig eng anliegen, damit alles an seinem Platz bleibt. Aber so, dass Du Dich nicht eingezwängt fühlst und Du Dich frei bewegen kannst. Wenn Du Dich für eine Trägerhose, sogenannte Bib-Shorts, entscheidest, sollten die Träger die richtige Länge haben und vor allem bei Frauen nicht an der Brust stören.
Bei den Beinabschlüssen ist mir wichtig, dass sie nicht einschneiden und angenehm sitzen. Bei meinen Sprinter-Oberschenkeln ist das manchmal gar nicht so einfach. Ich mag außerdem auch lieber längere als kürzere Hosen. Wahrscheinlich aus Gewohnheit und inzwischen etablierten Tanlines 😉 Vorteil bei kürzeren Hosen ist natürlich, dass die Bräunungsstreifen auch weiter oben liegen und eher von Klamotten verdeckt werden können.
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Der Test: Radhosen für Frauen mit Lösungen für die Pinkelpause
Mir ging es drum, möglichst unterschiedliche Systeme zu testen, die eine möglichst einfach Pinkelpause ermöglichen sollen. Daneben habe ich für Euch auch noch aufgeschrieben, was mir sonst noch bei den Hosen aufgefallen ist. Sortiert sind die Hosen nach Hersteller-Alphabet – die Reihenfolge hat also nix mit der Bewertung zu tun.
Längerer Reißverschluss: Bioracer Epic Bib Shorts W
Lösung: Um unkompliziert eine Toilettenpause einlegen zu können, sind die Träger bei der Bioracer-Radhose hinten durch einen Reißverschluss verbunden. Sobald der mithilfe des Bändchens am Reißverschluss geöffnet ist, kann man die Hose weit genug nach unten ziehen.
Praxistest: Beim letzten Test fand ich das Reißverschlusssystem im Vergleich zu anderen eher weniger praktisch – vor allem, weil man beim zumachen echt gelenkig sein musste, um den Zip ganz nach oben zu schieben. Bei der aktuellen Version der Bioracer Epic Hose ist der Reißverschluss mithilfe eines Bändchens einfacher zu erreichen und das macht es wirklich geschickter, die Hose mit möglichst wenig Fummelei zu öffnen und vor allem zu schließen.
Und sonst so? Bioracer ist für mich einer der Go-To-Hersteller für Top-Sitzpolster und hochfunktionale Textilien, den ich auch gerne empfehle. Ich durfte mir vor ein paar Jahren mal das Bioracer-Werk in Belgien ansehen und war wirklich beeindruckt, wie viel Entwicklungsarbeit da in Radklamotten gesteckt wird.
Das alles hat sich auch bei der getesteten Radhose wieder gezeigt. Ich mag die Hose sehr gerne und freu mich schon auf viele weitere Ausfahrten damit. Für mich sind die Beinabschlüsse einen Ticken zu eng – aber nicht dramatisch und mich störts eher optisch als vom Komfort.
Hersteller: Bioracer
Modell: Epic Bib Shorts W
Aktueller Preis: 148,00 Euro
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Andere Hosen mit ähnlichem System: Stolen Goat Womens Epic Bib Shorts
Radhose mit Haken-Verschluss: Craft ADV Aero Bib Shorts
Lösung: Bei der ADV Aero Bib Shorts von Craft laufen die beiden Träger hinten zu einem Träger zusammen, der mit einem Schiebeclip am unteren Teil der Hose befestigt ist. Wenn man diesen öffnet, lässt sich die Hose sehr komfortabel nach unten ziehen bei der Pinkelpause. Dank eines Rückholbändchens kann man den Clip auch nach der Pinkelpause einfach wieder unter dem Trikot hervorholen, um den Haken wieder zu schließen.
Praxistest: Die Craft-Radhose bietet als Nebenprodukt zur Pinkelpausen-Option auch eine Möglichkeit, die Länge der Träger in gewissem Rahmen einzustellen, indem man den Haken einfach in die gewünschte Höhe einfädelt. Die Toilettenpause selber klappt super, es braucht nur anfangs etwas Übung, die beiden Enden wieder richtigherum zusammenzubekommen. Die Schlaufe am oberen Teil des Trägers macht es einfacher, den oberen Part zum Einhaken unter dem Trikot rauszuholen.
Und sonst so? Auf die Craft-Hose hab ich mich echt gefreut, weil ich die Hose aus dem letzten Test immer noch sehr gern anziehe. Das Polster passt mir sehr gut, es ist für mich allerdings eher was für die kürzeren Touren. Nach zwei, drei Stunden gibt es für mich Polster, die angenehmer sind.
Ich habe das Gefühl, Craft ist ein etwas unterschätzter Hersteller – vielleicht weil die Marke auch oft mehr mit Wintersportarten oder Laufen assoziiert wird. Aber die Qualität stimmt, die Funktionalität auch – und vom Preis her sind die Radklamotten von Craft meist sehr vernünftig. Da lohnt sich ein Blick drauf!
Hersteller: Craft
Modell: ADV Aero Bib Shorts
Aktueller Preis: ca. 110 Euro
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Andere Hosen mit ähnlichem System: Sportful ULTRA W*, Rapha Women’s Detachable Bib Shorts*, I-ris Women’s Signature Bibshort 2.0
♥🚲 Noch mehr Tipps, Tests und Geschichten rund um Frauenradsport? Hier entlang!
Neckholder Radhose: Maloja GaisbergM
Lösung: Die Maloja GaisbergM kommt mit einer Neckholder-Lösung. Dabei ist der Neckholder-Träger und der hintere Teil der Hose sehr elastisch, sodass das Hinterteil sich so weit nach unten ziehen lässt, dass die Pinkelpause möglich wird.
Praxistest: Einfaches Prinzip und gute Lösung. Nur etwas Zugkraft ist nötig, um mit der Bib erfolgreich im Gebüsch zu verschwinden. Das Trikot kann angelassen und muss nur etwas gelupft werden, damit die Hose runter- und wieder raufgezogen werden kann, während der Neckholder um den Hals verbleiben kann.
Und sonst so? Maloja mag ich ja aus zwei Gründen sehr gerne. Einerseits sind das hier quasi „local heros“ – deren Hauptquartier ist nur ein paar Kilometer von hier entfernt. Andererseits machen sie einfach gute Klamotten mit schönen, durchdachten Designs und deswegen habe ich auch schon seit vielen Jahren einige Trikots und T-Shirts von Maloja im Schrank.
Und wenn wir schon vom Design reden: Ich hab die GaisbergM-Radhose in der schönen Farbe deep forest (grün) genommen, es gibt sie auch in schwarz und blau. Vom Tragegefühl war der Neckholder-Träger war für mich nicht immer ganz optimal, irgendwie hatte ich mehr Spannung auf dem Nacken, an die ich mich gewöhnen musste.
Hersteller: Maloja
Modell: GaisbergM
Aktueller Preis: ca. 145,00 Euro
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Andere Hosen mit ähnlichem System: Ale Velocity Plus Donna*, Giro Women’s Chrono Elite Halter Bib Short*
Kleiner Reißverschluss: Sher Frizzante 2.0
Lösung: Hier gibt’s hinten einen kleinen Reißverschluss unter den kreuzförmig verlaufenden Trägern, der nach dem Öffnen genügend Bewegungsfreiheit bietet, um die Hose einfach herunterzuziehen.
Praxistest: Die Hose macht genau das, was sie soll – die Lösung ist gelungen! Kleiner Minuspunkt: Der kleine Reißverschluss geht leider relativ leicht auf. Unterwegs hat er immer gehalten, beim Anziehen ging der Reißverschluss auch mal auf, wenn ich mich nur nach vorne gebeugt habe. Aber wenn man den Zip gewissenhaft ganz nach oben schiebt und in die Zipgarage einrasten lässt, ist man auf der sicheren Seite.
Und sonst so? Diese Hose unterscheidet sich am meisten von den anderen Hosen im Test. Ich durfte die Sher-Gründerin Sara Canali aus Bozen letztes Jahr bei einem Event kennenlernen und war echt beeindruckt von Ihrer Leidenschaft für gute Damenradbekleidung. Sie hat Sher gegründet und stellt damit ausschließlich Radklamotten für Frauen her.
Deswegen war ich echt gespannt, als die Hose bei mir eintraf. Der Stoff ist weich und fühlt sich hochwertig an, ein Wäschebeutel kam auch direkt mit. Die Hose ist kürzer als die Hosen, die ich normalerweise trage und auch kürzer als alle anderen Hosen im Test.
Am Bauch schneidet der mittelhohe Latz bei mir ein kleines bisschen ein – das würde sich aber denke ich mit einer größeren Größe beheben lassen. (hier grüßt der möglicherweise nicht mehr ganz so straffe Mamabauch 😉 )
Das Polster finde ich sehr gut, die Abschlüsse an den Beinen liegen auch sehr angenehm an. Für mich ganz persönlich ist die Hose etwas zu kurz – aber es gibt genügend Frauen da draußen, die es so viel lieber haben. Das ist also einfach Geschmackssache.
Insgesamt also eine echt empfehlenswerte Hose und damit kannst Du auch eine mutige Gründerin unterstützen, die richtig viel Energie in den Radsport für Frauen steckt.
Hersteller: Sher
Modell: Frizzante 2.0
Aktueller Preis: 220,00 Euro
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Andere Hosen mit ähnlichem System: Agu Switch III Essential Damen*
Elastisch zum Runterziehen: SQlab SQ-Short ONE12 Women
Lösung: Die Träger und der hintere Teil der Hose sind so elastisch gestaltet, dass man die Hose einfach über den Hintern runterziehen kann.
Im Praxistest: Das Konzept geht für mich auf. Wie gut die Toilettenpause damit in der Praxis funktioniert, konnte ich sogar unter Rennbedingungen testen. Ich hatte die Hose beim Imster Radmarathon dabei und ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber vor so einem Event renne ich durchaus öfter mal wegen Angstpipi. Das hat wunderbar funktioniert und ich hab mir viel An- und Ausziehstress damit gespart.
Und sonst so? Ich bin ja überzeugter SQlab-Fan, wenn es um Sättel geht. Da hat die bayerische Firma damals echt meine Sitzprobleme gelöst. Deswegen war ich jetzt auch richtig gespannt, ob das Sitz-Knowhow auch bei der Hose zum Tragen kommt. Und was soll ich sagen?
Ich finds super. Wenn man die Hose in die Hand nimmt, fühlt sich das Polster etwas steif an – passt sich aber gut an den Hintern an. Die Abschlüsse liegen angenehm am Oberschenkel, die Hose ist ein kleines bisschen kürzer als meine anderen Hosen. Somit hatte ich nach dem Imster Radmarathon einen etwa zwei Zentimeter breiten Streifen über meinen regulären Tanlines, den die Sonne ordentlich erwischt hat.
Hersteller: SQlab
Modell: SQ-Short ONE12 Women
Aktueller Preis: ca. 195,00 Euro
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Andere Hosen mit ähnlichem System: 7mesh Women’s WK3, Castelli Velocissima 3*, Universal Colors Mono Women’s Bib Short, dhb Aeron Women’s Bib Shorts 2.0, Endura FS260-Pro Dropseat Bibshort*
Was hat sich geändert zum letzten Test?
Gefühlt sind die Polster der Radhosen durchgängig besser geworden. Es gab bei diesem Test wirklich keine Hose, die ich nicht mehr anziehen würde, weil das Polster unangenehm wäre. Natürlich hat man so seine Favoriten, aber im Allgemeinen echt gut.
Außerdem spannend: Sitzpolster für die Periode
Bei der Recherche zu diesem Beitrag gab es noch etwas, was es zwar nicht in den Praxistest geschafft hat, was ich aber dennoch spannend finde:
Ich habe einige Hersteller gefunden, die ein Sitzpolster anbieten, das sich auch speziell für Fahrten während der Periode anbietet. Das „Menstrual Pad“ kann dabei jeweils auch größere Blutmengen aufnehmen (laut Hersteller mindestens so viel wie zwei Tampons für stärkere Blutungen) und punktet mit antibakteriellem und geruchshemmendem Stoff und spezieller Textilschicht, damit nichts ausläuft – was bei normalen Sitzpolstern und starker Blutung schon mal passieren kann.
Das bieten beispielsweise Wilma, Owlin oder Reines an. Ich habs noch nicht getestet, finds aber spannend und probiere das sicherlich eines Tages mal aus.
Ich hoffe, ich konnte Euch einen kleinen Überblick verschaffen zu den aktuellen Damen-Radhosen und Ihr habt ein paar interessante Infos gefunden.
Noch Fragen? Dann gern ab damit in die Kommentare oder schreibt mir einfach über das Kontaktformular oder in den sozialen Medien.
Carolyn Ott-Friesl
Seit fast 20 Jahren auf dem Rennrad unterwegs - nicht viel, nicht schnell, aber mit Leidenschaft. Seit 2014 Bloggerin auf Ciclista.net
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Meine Ausrüstung:
Helm* - Brille* - Bluetooth-Kopfhörer* - Radsportbekleidung* - Radsportcomputer*
5 Gedanken zu “Damen-Radhosen im Test: 5 Bib Shorts für Frauen mit Toilettenpausen-Option”
Danke für den neuen Test – ich habe aufgrund des letzten Tests mehrere Hosen gefahren. Die CRAFT mochte ich sehr, leider ist der Halen sehr schnell kaputtgegangen – aufgebogen. Dann ist die Hose quasi unbrauchbar. Wurde von CRAFT auch leider nicht repariert, sondern der Kaufpreis erstattet. Ich komme sehr gut zurecht mit dem Gore Reißverschlüssen und trage inzwischen am liebsten Rapha mit Clip, leider aber sehr teuer.