Radfahren in der Gruppe macht richtig viel SpaĂ und wenn Du es noch nie getan hast, dann wirst Du beim ersten Mal ganz sicher ĂŒberrascht sein, wie schnell man auf so einem Rennrad plötzlich fahren kann. Windschatten ist magic, sage ich Dir!
Der Tag wird kommen, an dem Du mal mit mehreren Radfahrer*innen unterwegs sein wirst, sei es im Wettkampf oder bei einer Ausfahrt – und dann bist Du mit diesem Beitrag hoffentlich gut vorbereitet! đ Damit Du Dich in der Gruppe sicher fĂŒhlst und auch andere nicht gefĂ€hrdest, gibt es nĂ€mlich ein paar Regeln, die Du kennen solltest.
Handzeichen, Regeln und meine Tipps fĂŒrs Rennradfahren in der Gruppe findest Du also hier mit Bildern und zum Abspeichern und Weiterleiten vor der Gruppenfahrt!
Handzeichen beim Radfahren in der Gruppe
Halt
Damit nicht eine/r vorne bremst und dann alle anderen drauffahren, ist es wichtig, anzuzeigen, dass angehalten oder zumindest die Geschwindigkeit stark reduziert werden muss, zum Beispiel an Kreuzungen. Das machst Du, indem Du die flache Hand hebst – damit signalisierst Du „STOP!“ oder „ACHTUNG, bremsbereit sein!“. Ruf‘ auch gerne „STOP“ dazu, damit es auch jeder mitbekommt.
FĂŒr Kreuzungen gilt zusĂ€tzlich: Nur, weil beim ersten oder der ersten in der Gruppe die Bahn noch frei war, heiĂt es nicht, dass die ganze Gruppe noch heile drĂŒberkommt. Wenn Du also ĂŒber die Kreuzung fĂ€hrst und hinter Dir sind noch Fahrer/innen, dann schrei einfach gut hörbar „FREI“, wenn das Weiterfahren gefahrlos möglich ist und „STOP“, wenn nicht.
Schlagloch / Gefahr am Boden
Um ein Schlagloch oder eine andere Gefahr am Boden anzuzeigen (PferdeĂ€pfel, Katze… nix, was es nicht schon gegeben hĂ€tte), zeigst Du frĂŒhzeitig auf das Hindernis am Boden, um alle hinter Dir darauf aufmerksam zu machen.
Langsamer
Um der Gruppe anzuzeigen, dass langsamer gefahren werden soll, zeigst Du dem oder der hinter Dir Fahrenden Deine HandflÀche nach hinten. So wissen die Fahrer*innen hinter Dir, dass sie Abstand halten oder zumindest unmittelbar bremsbereit sein sollten.
Richtung anzeigen
Das kennen wir schon vom „normalen“ Fahrradfahren: Wer nach rechts oder links möchte, streckt einfach den Arm in die entsprechende Richtung. Wenn die Gruppe gröĂer ist, dann auch gerne den Arm weiter oben strecken, damit es auch in den hinteren Reihen sicher alle mitbekommen.
GröĂeres Hindernis umfahren
Wenn die Gruppe einem gröĂeren Hindernis ausweichen soll (z.B. parkende Autos am StraĂenrand, entgegenkommende FuĂgĂ€nger…), dann wischst Du die Gruppe quasi nach hinten weg, je nachdem, wo das Hindernis ist.
Wiegetritt ankĂŒndigen
Gerade, wenn in der Gruppe geĂŒbte Fahrer/innen dabei sind, kann es sein, dass sehr wenig Abstand gehalten wird. Schon kleinste Schlenker können da gefĂ€hrlich werden. Wenn Du in den Wiegetritt gehst, kĂŒndige das Deinen Mitfahrer/innen einfach an, indem Du die Finger vom Lenker abspreizt oder beide Ellenbogen kurz nach auĂen winkst.
Anzeigen, wenn man aus der FĂŒhrung gehen möchte
Genug Windschatten gegeben? Dann raus aus der FĂŒhrung! Den hinten Fahrenden kannst Du mit einem deutlichen Ellbogenwink in die Richtung, in die Du rausgehen möchtest, anzeigen, dass nun die Zeit gekommen ist.
Einerreihe fahren
Es gibt Situationen, da ist es schlauer, in die Einerreihe zu wechseln – das bedeutet, dass man einzeln hintereinander fĂ€hrt. Das kannst Du anzeigen, indem Du einen Finger in die Luft hebst. Zwei Finger bedeuten entsprechend, dass die Gruppe in Zweierreihe fahren kann.
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Rennradfahren in der Gruppe: Was sonst noch wichtig ist
- HĂ€nde immer am Bremshebel
Auch, wenn Du Dich supersicher fĂŒhlst und in hochphilosophischen GesprĂ€chen mit dem/der Nebenfahrer*in versunken bist: hab immer Deine HĂ€nde an den Bremsen, um bremsbereit zu sein. Wenn Du nicht gerade ganz vorne fĂ€hrst, kannst Du einfach nicht alles sehen, was von vorne kommt. Also: immer schön die HĂ€nde an den Bremshebel, damit Du schnell reagieren kannst. - Immer aufmerksam sein
Beim Fahren in der Gruppe ist es wirklich wichtig, konzentriert zu bleiben. Vor allem, wenn Du noch nicht so geĂŒbt darin bist, achte darauf, dass Du immer gefasst bist auf ĂŒberraschende Situationen und Deine Fahrlinie hĂ€ltst. - Infos nach hinten durchgeben
Wenn Du nicht gerade ganz am Ende der Gruppe bist, denk immer dran, die angezeigten Infos nach hinten weiterzugeben. - Eigenschutz geht vor Fremdschutz
NatĂŒrlich ist es wichtig, dass Du Hindernisse und Gefahren zuverlĂ€ssig anzeigst und Infos nach hinten durchgibst. Wenn Du aber beispielsweise ein Schlagloch nur anzeigen kannst, wenn Du selbst dabei unsanft absteigst – dann lass es lieber und rufe lieber, was kommt. Es hilft niemandem, wenn Du eine Harakiri-Aktion veranstaltest und dabei selbst zu Schaden kommst und dann eh möglicherweise alle anderen abrĂ€umst. - Ruhige Linie fahren, berechenbar sein
Es gibt Menschen, die erinnern in ihrer Fahrweise an Eichhörnchen. StĂ€ndig auf dem Sattel herumrutschen und dadurch Schlenker fahren, immer in die Richtung steuern, in die geguckt wird („Oh, schöner Ausblick!“) und dann hektisch korrigieren… Das macht echt wenig SpaĂ, mit wenig Abstand hinterher zu fahren. Denk also immer dran, dass hinter Dir jemand versucht, mit Dir radzufahren – und schĂŒttel ihn oder sie nicht durch Deine Fahrweise ab. Bleib berechenbar! - GleichmĂ€Ăiges Tempo fahren
Darin bin ich leider superschlecht đ Wenn ich in die FĂŒhrung gehe, sprenge ich leider öfter mal die Gruppe – nicht, weil ich so stark bin, sondern weil ich mir immer denke: „hoffentlich merkt keiner, wie lahm ich bin“ und dann gebe ich halt Gas. Das ist wirklich keine gute Idee und macht auch niemandem SpaĂ. Einfach gleichmĂ€Ăig weiterfahren, am besten vorher schon den Radcomputer im Blick behalten zur Vergleichbarkeit. - Windschattenfahren ĂŒben
Vom Windschatten profitierst Du am meisten, wenn Du möglichst nah am Hinterrad des Vordermanns/ der Vorderfrau dran bleibst. Das ist vor allem am Anfang ziemlich gruselig – aber das lĂ€sst sich ganz gut ĂŒben. Probiere es vielleicht erst einmal mit einem/r weiteren Mitfahrer/in aus, wie nah Du Dich rantraust. - Nebeneinander fahren – darf man das?
Gut zu wissen: Nebeneinanderfahren ist gestattet, solange der Verkehr nicht behindert wird. Das bedeutet: Wenn es anderen Verkehrsteilnehmern möglich ist, mit einem gesetzeskonformen Abstand zu ĂŒberholen (1,5 oder 2 Meter), darf man zu zweit nebeneinander fahren. In der Praxis wird man wahrscheinlich Unmut von Autofahrer/innen abbekommen, wenn man in einer kleineren Gruppe in Zweierreihe fĂ€hrt. (Wobei man davor nie so richtig gefeit ist, egal, wie defensiv man sich auf dem Rad verhĂ€lt. Leider.)
Es kommt halt meiner Meinung nach immer auf die Gegebenheiten an. Je gröĂer und befahrener die StraĂe, desto eher wĂŒrde ich Einerreihe empfehlen, um Stress zu vermeiden. Wichtig ist aber, egal, wie Ihr fahrt: gefĂ€hrliche Provokationen oder zu knappes Ăberholen von Autofahrern sind niemals gerechtfertigt. - Ganz hinten fahren ist nicht so einfach, wie es sich anhört
Wenn Du Angst hast, die Gruppe nicht halten zu können: Geh nicht ganz nach hinten! Da gibt es zwar viel Windschatten, aber… Sobald die Gruppe durch Kurven oder ĂŒber Kreuzungen fĂ€hrt, hast Du es ganz hinten richtig schwer – denn dank Ziehharmonika-Effekt musst Du danach umso mehr antreten, um wieder an die Gruppe dranzukommen. Das nimmt Dir schnell alle Körner, wirklich! Sortiere Dich eher in der zweiten oder dritten Reihe ein. Da ist es einfacher, den Anschluss zu halten. Wenn Du noch nie in der Gruppe gefahren bist, teile das den anderen am besten direkt mit, damit diese wissen, dass von Dir vielleicht noch nicht die schlausten Fahrmanöver zu erwarten sind und sie Dir – wenn nötig – Dinge erklĂ€ren können. đ - Ausgemacht ist ausgemacht
Was am Anfang der Ausfahrt vereinbart wurde, gilt dann auch. Das heiĂt: Wenn alle zusammenbleiben sollen, gibt es keine AusreiĂversuche und bei platten SchlĂ€uchen oder SchwĂ€che am Berg wird gewartet. Wenn dagegen ausgemacht wurde, dass nicht gewartet wird, dann solltest Du auf jeden Fall wissen, wie Du im Zweifel alleine nach Hause kommst. - Spontan einer Gruppe anschlieĂen
Du stöĂt unterwegs auf eine Gruppe oder ein*e Fahrer*in und möchtest Dich spontan anschlieĂen? Das ist meistens kein Problem – melde Dich aber bitte bei den Fahrer*innen und sag kurz Bescheid, dass Du jetzt auch mitfĂ€hrst. Sonst wissen die anderen nicht, dass sie Infos weitergeben mĂŒssen oder sie fahren einen gefĂ€hrlichen Schlenker, weil sie denken, dahinter kommt niemand mehr. AuĂerdem ist es ja auch einfach höflich, „Hallo“ zu sagen đ
Und jetzt viel SpaĂ beim Fahren mit ganz vielen Gleichgesinnten! Und vergesst nicht das netteste Handzeichen: den GruĂ, wenn Ihr anderen Rennradler*innen begegnet đ
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Carolyn Ott-Friesl
Seit fast 20 Jahren auf dem Rennrad unterwegs - nicht viel, nicht schnell, aber mit Leidenschaft. Seit 2014 Bloggerin auf Ciclista.net
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Meine AusrĂŒstung:
Helm* - Brille* - Bluetooth-Kopfhörer* - Radsportbekleidung* - Radsportcomputer*
2 Gedanken zu “Rennradfahren in der Gruppe: Handzeichen, Regeln & was Du sonst darĂŒber wissen solltest”