Du hast Dir vorgenommen, Deinen „Mehr-Sport-Vorsatz“ mithilfe eines Rennrads umzusetzen und endlich einzusteigen in diesen wunderschönen Sport? Eine echt gute Idee, tu es! Aber ich bin mir sicher, Du weißt noch nicht, worauf Du Dich da einlässt. Denn glaub mir, Dein Leben als Rennrad-Einsteiger wird nie mehr so sein wie vorher und Du wirst viel lernen. Das ganze Ausmaß ist Dir sicherlich noch nicht bewusst, deshalb will ich Dich hier ganz schonend vorbereiten. Sag‘ später nicht, ich hätte Dich nicht gewarnt!
1. Gewöhn‘ Dich an ein Dasein als rasiertes Streifenhörnchen
Tja, Du denkst in Bezug auf körperliche Veränderungen vielleicht zunächst an die wohlgeformten Waden, die Dir die neuen Radfahrermuskeln bescheren werden. Auf dem Weg zu schönen Waden passiert aber zunächst was Anderes, nämlich auf Deinen Oberschenkeln. Zwei, drei Touren mit kurzer Hose in der Frühjahrssonne und zack! Schon bist Du zum Streifenhörnchen mutiert.
Versuch‘ erst gar nicht, durch Verschieben des Beinabschlusses bei jeder Tour die Streifen wieder wegzubekommen, sonst siehst Du bald aus wie eine große Ringelsocke. Deshalb konzentrier‘ Dich auf den Hauptstreifen und leg‘ den Beinabschluss immer an derselben Stelle an.
Akzeptiere Deine Streifen als neuen Teil von Dir – Du bekommst sie eh nicht mehr weg. Irgendwann kommt der Punkt, an dem Du stolz bist auf Deine Streifen. Und irgendwann traust Du Dich auch wieder in’s Schwimmbad. Ehrlich!
Übrigens, egal, wie sehr Du es am Anfang abstreitest: Jeder Rennradfahrer rasiert sich seine Beine – und wenn es nur mal zum Ausprobieren ist. Danach wird ausgiebig vor dem Spiegel posiert und die freigelegten Muskeln werden auf erzieltes Wachstum und Schönheit überprüft. Eitel wird man nämlich auch noch als Rennradfahrer. 😉
2. Autofahrer werden Deine neuen besten Feinde – und Du wirst zum besseren Autofahrer
Nein, ich möchte an dieser Stelle wirklich nicht den Graben zwischen Auto- und Radfahrern tiefer schaufeln, als er ohnehin schon ist. Aber es ist nun einmal so: Als Radfahrer verstehst Du, wie gefährlich so ein Auto sein kann. So ganz ohne Knautschzone ist das Nehmen der Vorfahrt eben doch nochmal einen Tacken gefährlicher und der lebensrettende Wert eines Autofahrer-Schulterblicks beim Rechtsabbiegen wird sich Dir innerhalb der ersten Tage erschließen. Sei also vorsichtig im Straßenverkehr, vor allem, wenn Du noch nicht sicher bist auf Deinem neuen Rennrad!
Die gute Nachricht: Du wirst durch diesen neuen Blickwinkel ein viel besserer und aufmerksamerer Autofahrer werden – weil Du jetzt weißt, wie sehr wir als Radfahrer auf das Wohlwollen und die Aufmerksamkeit von Autofahrern angewiesen sind.
3. Vergiss Facebook oder Twitter und installier‘ schon einmal Strava
Du denkst beim Thema „Soziales Netzwerk“ immer noch zuerst an Facebook, Twitter oder Instagram? Ha, Anfänger! Du wirst Deine nichtgeradelte Zeit ab sofort mit der App Strava verbringen. Damit kannst Du nämlich nicht nur Deine Touren aufzeichnen, sondern Du kannst Dir genau ansehen, wer an Deinem Hausberg wie viele Sekunden schneller war als Du. Du kannst akribisch planen, bei welchem Segment in Deiner Nähe Du die Chance hast, den Titel als KOM (King of the Mountain) oder QOM (Queen of the Mountain) abzustauben – wer braucht schon den Ötzi als Saisonziel, wenn Du stattdessen Deinen Nachbarn schlagen kannst?
Außerdem kannst Du alle fünf Minuten checken, wer Dir ein „Daumen hoch!“ bzw. ein Kudo für Deine letzten Touren gegeben hat. Nicht zuletzt ist „Strava Art“ eine lustige Freizeitbeschäftigung. Einige Radcomputer sagen Dir übrigens die Segmente sogar in Echtzeit während der Fahrt an! (Radcomputer mit Strava-Synchronisierung gibt’s z.B. von Garmin* oder Wahoo*)
Facebook und Twitter kannst Du aber, falls noch Zeit übrig ist, trotzdem nebenher mitlaufen lassen – da gibt’s Menschen, die genauso verrückt sind wie Du und die Dich sicherlich durch jedes Motivationsloch schleppen! #twitterbiketreff
4. Klickpedale sind am Anfang fies – aber Du wirst sie zu schätzen lernen
Du fährst auf Deinem Rennrad auf die Ampel zu, bremst – und fällst ganz langsam um wie ein nasser Kartoffelsack, ohne etwas daran ändern zu können. Vor allen anderen Autofahrern und Fußgängern, die an der Ampel warten. Das ist nicht nur peinlich und ärgerlich, sondern ein paar blaue Flecken springen dabei auch noch raus. Alles nur, weil Du vergessen hast, dass Deine Füße jetzt mit Klickpedalen an den Kurbeln „festgeschnallt“ sind.
Aber mach Dir keine Gedanken: Das gehört dazu und ist nahezu jedem Rennrad-Anfänger schon passiert. Und es wird garantiert besser! Ein bisschen Ausklicken üben auf einer wenig befahrenen Straße und nach einiger Zeit wirst Du ausklicken, als ob Du im Leben noch nie etwas anderes gemacht hast. Spätestens bei der ersten Regenfahrt bist Du froh, dass die Schuhe nicht vom Pedal rutschen und auch der erste Alpenpass wird mit Drücken und Ziehen gleich ein bisschen weniger dramatisch.
5. Du solltest die Radfahrer-Geheimcodes lernen. Schnell.
Denk‘ an diesen Tipp, wenn Du zum ersten Mal mit einem erfahreneren Kumpel oder einer Radgruppe fährst: Hinterfrage jeden Satz, nein besser jedes Wort und glaube ihnen nichts. NICHTS!
Wenn Dir jemand vor einer Radtour sagt: „Wir fahren ganz gemütlich“, heißt das alles, aber ganz sicher nicht „ganz gemütlich“ – das wird die heftigste Tour Deines Lebens. Absolutes Misstrauen ist außerdem angebracht bei den Worten „flach“, „kurz“ oder „untrainiert“.
🚲♥ Seriöse Tipps, wie Du sicher in einer Rennradgruppe fährst, findest Du übrigens hier. Viel Spaß!
Welchen Tipp würdest Du Rennrad-Einsteigern noch auf den Weg geben? Verrate es mir in den Kommentaren! 🙂
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Carolyn Ott-Friesl
Seit fast 20 Jahren auf dem Rennrad unterwegs - nicht viel, nicht schnell, aber mit Leidenschaft. Seit 2014 Bloggerin auf Ciclista.net
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Meine Ausrüstung:
Helm* - Brille* - Bluetooth-Kopfhörer* - Radsportbekleidung* - Radsportcomputer*
14 Gedanken zu “Tipps für Anfänger: Diese 5 Dinge solltest Du wissen, bevor Du mit dem Rennradfahren anfängst”
Hmmm, da fallen mir doch spontan noch folgende Punkte ein:
6. Nimm IMMER etwas zu essen und ausreichend Flüssigkeit mit. Besonders am Anfang unterschätzt man den Bedarf und der Hammer fällt schneller, als einem lieb sein kann.
7. Übe das schnelle Einklicken an der Ampel. Oder besser noch: den eingeklickten Trackstand.
8. Fahre auch als Anfänger mal im Wind und lass‘ nicht immer die anderen die Arbeit machen.
9. Sage Bescheid, wenn das Tempo zu hoch ist. Ständig Löcher zu zu fahren kostet zu viele Körner.
10. Gegenwind kennt keine Mode. Wurstpellenmodus on. Lerne Deine Bib zu lieben. Die Baggys sind cooler, bleiben aber dem Crosser vorbehalten.
Punkt 7b („und besser noch. […]) muss widersprochen werden: Trackstands an der Ampel sollten sogenannten „Fakengern“ und Fixerati überlassen werden. Siehe http://www.velominati.com/the-rules/#80
…ist man einmal in Frankfurt/Main an der Ampel umgekippt, lässt man es meistens sowieso. 😉
Haha excellent! Habe herzhaft gelacht!
Hach herrlich, auch wenn ich kein Rennradler bin, vieles passt auch zu der Gattung mit den groben Stollen 😉
Ciclista!
Oh, mann, jetzt krieg ich echt wackelige Knie! Bin ich gar kein echter Rennradfahrer?
Die Formkanten auf meinen Oberschenkeln lassen bei mir immer ganz schön auf sich warten und manchmal kann ich sie auch im August nur erahnen.
Meine Beine sind wuschelig und struppig und werden das wohl auch bleiben.
Ich habe weder Facebook, noch Twitter und schon gar kein Strava-Dings, sondern betrachte meine Trainings, Rennen und Touren lokal auf meinem Desktop-Rechner.
Aber eventuell reicht es, daß ich früher schon mal mit Klickies auf die Nase gefallen bin (unter Radkurieren war das natürlich noch peinlicher), daß ich überlege mir einen Metalldorn an den linken Fahrradhandschuh zu basteln mit dem ich den knapp überholenden Autofahrern einen Merker mitgeben könnte und daß es Trainings gibt, bei denen ich an der trefflich beschriebenen Konversation lieber gar nicht teilnehme, weil ich noch nicht mal weiß, wie ich mich heute selber fühle.
Artikel dieser Art gibt es zu Hauf. Und jeden lese ich immer wieder gerne, weil es so schön ist, die eigene Welt durch die Augen der anderen gezeigt zu bekommen.
Gruß von Jörn
Mensch Jörn,
ich schätze, ich sollte mal „Wie Du ein RICHTIGER Rennradfahrer wirst“ Seminare anbieten, extra für Dich 🙂
Natürlich nur Spaß, ich hab‘ einfach (zu) viel Zeit im Völkchen dieser ganz speziellen Rennfahrer verbracht, und bin/war teilweise selber so eine. Was nicht heißt, dass es auch ganz anders geht oder dass irgendeine Ausübungsart die Richtige oder Bessere ist. Weiter viel Spaß beim struppigen Radeln ohne Strava wünsch ich Dir!
PS: Meine Formkanten (haha, Form) gehen sogar im Winter nicht mehr weg 🙁
nichts Essentielles, der Artikel ist einfach nur Gelaber.
Auf diesem Niveau gibt es keine 5 Fakten sondern 100 die ein Anfänger wissen sollte.
Hey Carolyn,
sehr cool, wie du schreibst! Und da ist tatsächlich einiges dran. Ich würde Anfängern raten, Bergtouren zu machen. Ist sau anstrengend, aber auch ein tolles Erlebnis, wenn man oben ist. Und das Abfahren will gelernt sin. ich bin immer noch extrem vorsichtig, auch wenn ich seit 3 Jahren mit Klickpedalen unterwegs bin. Ich glaube, man muss sich ordentlich an das Adrenalin gewöhnen…
Sportliche Grüße,
Lotta
Lieben Dank 🙂 Ja, beim Abfahren bin ich auch nicht die größte Heldin – aber Hauptsache, es macht Spaß!
Viele Grüße zurück!