Radhose fürs Rennrad: der große Überblick – Tipps, FAQ & Empfehlungen

Schmerzfrei radfahren hat ganz viel mit gutem Sitzen zu tun – daher ist es wichtig, einen passenden Sattel und eine für Dich geeignete Radhose zu haben. Aber worauf sollte man bei der Radhose beim Rennradfahren achten? Und welche Unterschiede gibt es?

Ich durfte in den letzten Jahren so einige Radhosen testen und hoffe, ich kann Dir deswegen hier ein paar gute Tipps dazu geben, die Dir weiterhelfen. Du hast Sitzprobleme beim Rennradfahren und weißt noch nicht so genau, wo Du ansetzen kannst? Dazu habe ich hier schon einmal einen Beitrag geschrieben, der Dir hoffentlich weiterhilft: 7 Tipps gegen Sitzprobleme beim Rennradfahren. Und hier ist Dein Startpunkt rund um das Thema Radhosen. Noch Fragen? Dann gern damit in die Kommentare oder meld Dich einfach per Nachricht oder Social Media!

Rennrad Radhose - Tipps, FAQ, Guide


Was trägt man unter der Radhose?

Das einfachste als Quell vieler Sitzprobleme zuerst: Unter der Radhose trägst Du am besten: NICHTS. Je weniger Du drunter trägst, desto weniger kann scheuern und desto mehr schmerzfreien Spaß hast Du beim Radfahren. Wo keine Nähte sind, können sie auch nicht stören. Also keine Scheu, wir Rennradfahrer(innen) sind (fast) alle untendrunter nackig. Und man gewöhnt sich dran, versprochen!

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Und wer Bedenken wegen der Hygiene hat: Die Radhose sollte natürlich möglichst nach jeder Ausfahrt gewaschen werden (so wie Ihr Eure Unterhosen auch hoffentlich nicht eine Woche lang anhabt), damit Keime und Bakterien keine Chance haben, im Intimbereich Schaden anzurichten.

Falls Du menstruierend bist und Tampons nutzt: Pass ein bisschen auf, dass Dein Rückholbändchen „gut verstaut“ ist, damit nix reiben und so Schmerzen verursachen kann.

Ist eine Radhose mit Polster überhaupt notwendig?

Natürlich kannst Du auch ohne Polster radfahren und meiner Meinung nach sind ohnehin oft die Radhosen mit dünnem Polster die bessere Wahl, wenn Du längere Strecken planst. Aber ich würde Dir auf jeden Fall raten, Dir eine Radhose zu besorgen, auch wenn es eine günstige ist. Denn das Schöne an der Radhose ist: Sie ist eben genau fürs Radfahren gemacht!

Während Du bei normalen Sporthosen (oder sogar Jeans 😱 ) sicherlich irgendwann die Nähte im Intimbereich schmerzhaft zu spüren bekommst und vielleicht auch die eine oder andere Druckstelle mitnimmst, kommt das Polster im Idealfall ohne Nähte an kritischen Stellen aus – daher kann dort erst einmal nichts scheuern, was von der Radhose kommt. Dazu bietet das Polster idealerweise an genau den richtigen Stellen Komfort. Meine Meinung also: Bei längeren Touren ist die Radhose mit Polster für mich ein Muss! Warum auf diesen Komfort verzichten?


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Dickes Polster oder dünnes Polster?

Eine ähnliche Diskussion gibt es auch beim Sattel: Lieber weich gepolstert oder hart gebettet? Wie beim Sattel lautet meine Faustregel: Je länger die Touren, desto weniger Polster ist für mich angenehm. Klingt komisch, denn eigentlich würde man ja instinktiv das Gegenteil annehmen.

Aber je mehr Du in den Sattel oder auch in Dein Sitzpolster in der Hose einsinkst, desto mehr Reibungsfläche kann entstehen. Daher rate ich Dir für längere Touren, auf eine Hose mit einem dünneren Polster zu setzen und mit einem härteren Sattel zu kombinieren. Außerdem mag ja auch niemand „Windeln“, oder? 🙂

Gibt es einen Unterschied zwischen Damenpolstern und Männerpolstern?

Ja, den gibt es. Erfahrungsgemäß kommt man zwar auch als Frau oft ganz ok mit einem Männerpolster zurecht und auch andersrum. Weitaus weniger Probleme auf längeren Touren habe ich allerdings mit Radhosen, die extra für Frauen gemacht sind. Die Polster für Männer sind häufig recht breit geschnitten oder eben nicht perfekt auf die weibliche Anatomie angepasst, sodass das Polster vielleicht Falten wirft und damit Schmerzen verursachen kann. Andersherum werden Männer eher keine Radhosen für Damen bevorzugen. Die Polster sind oft schmaler und knapper geschnitten als bei Männerradhosen oder Unisexradhosen.

Wenn Du gerade anfängst und erst einmal kleine Runden drehst, dann muss das Sitzpolster natürlich nicht direkt perfekt passen. Du wirst den Unterschied nach ein paar Stunden aber auf jeden Fall bemerken und dann erkennen, ob die Radhose wirklich passt oder nicht. Ich fahre auf jeden Fall am liebsten mit Radhosen, die extra für Frauen hergestellt wurden. Wie beim Sattel gilt auch hier: es gibt nicht DIE beste Radhose. Da hilft nur ausprobieren, jeder Hintern ist anders!

🚲♥ Hier geht’s zu meinem aktuellen Test zu Damenradhosen mit Pinkelpausenfunktion.

Wie lang sollte eine kurze Radhose sein?

Das kommt ganz auf Deinen Geschmack und Deine Anatomie an. Es gibt inzwischen glücklicherweise richtig viel Auswahl auch bei der Länge – vor allem für Frauen. Ich habe beispielsweise im letzten Test eine Radhose von Sher getestet, die deutlich kürzer war als die Hosen, die ich bisher getragen habe.

Zu beachten ist da nur: Wer einheitliche, messerscharfe Tanlines möchte 😉 , sollte zumindest ungefähr die gleiche Hosenlänge nutzen. Und wenn mal eine Hose doch kürzer ist, dann unbedingt an Sonnencreme denken, denn gerade auf längeren Ausfahrten kann die Fläche zwischen bereits gebräunt und kurzem Beinabschluss leider schnell verbrennen.

Wie eng muss eine Radhose sitzen?

Eng. Die Radhose sollte so sitzen, dass sie an keiner Stelle Falten wirft oder herumflattert – so kann das Polster nicht verrutschen und alle Beinabschlüsse bleiben, wo sie sind. Dennoch sollte die Hose natürlich komfortabel sein und Dich nicht einengen. Ob Du enge Radhosen tragen kannst, so von der Figur her? Ohne Dich zu kennen, kann ich ganz klar sagen: Ja, unbedingt! Du musst nämlich nicht auf funktionale Kleidung verzichten, nur weil Du zufällig keine Modelmaße hast.

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Radhose mit Trägern oder ohne Träger?

Das ist Geschmackssache. Für Männer sind Trägerradhosen meistens der Standard – da fällt auch die Pinkelpause recht leicht dank dehnbarem Stoff. Wer als Frau gerne Komfort bei der Pinkelpause genießt, der mag in der Regel Hosen ohne Träger lieber. Wer – wie ich – die Freiheit einer Trägerhose genießt, die nicht einschneidet und immer genau da sitzt, wo sie soll, der bevorzugt Hosen mit Trägern. Letztlich musst Du ausprobieren, welche Variante Du lieber magst.

Der Clou: Für Frauen gibt es von vielen Herstellern aber inzwischen sogar Radhosen, die Pinkelpausenkomfort und Trägerkomfort vereinen, indem ein Reißverschluss klug gesetzt oder die Hose als Neckholder konzipiert ist, den man einfach über den Kopf streifen kann, ohne das Trikot ausziehen zu müssen. Also kein entweder oder sondern sowohl als auch. Hier gibt es einen ausführlichen Test zum Thema Damen-Trägerradhosen mit Pinkelpausenlösung. Viele schwören auch auf Urinella*, damit kannst Du eine Pinkelpause machen, ganz ohne die Hose ausziehen zu müssen.

Wie gut sind Radhosen vom Discounter?

Aldi, Lidl, Decathlon – überall gibt es Radhosen zu kaufen, die nur einen Bruchteil des Preises von Markenprodukten kosten. Auch hier gilt wieder: Für nicht ganz so lange Touren oder wenn Du nur hin und wieder mal unterwegs bist, ist das völlig ausreichend. Nicht jeder Anfänger muss sich gleich mit einer Pas Normal- oder MAAP-Radhose für hunderte von Euros eindecken, für den Anfang ist eine Hose vom Discounter oder von einer günstigen Marke völlig in Ordnung.

Passen sollte sie aber schon, egal wie günstig die Hose ist! Was mir außerdem aufgefallen ist: die günstigen Hosen sind von Haus aus oder werden recht schnell durchsichtig. Also am besten öfter mal im Spiegel kontrollieren, ob man sich noch rauswagen kann – also, falls Dich das stört. 🙂

Was bedeutet eigentlich BIB bei Radhosen?

Eine „Bib“ ist im englischen ein „Latz“ – eine Bib Short ist also quasi eine „Latzhose“ für Radfahrer. So werden also einfach die Trägerradhosen bezeichnet im Gegensatz zu Bundradhosen ohne Träger.

Wie wäscht man Radhosen?

Disclaimer: Ich bin keine Textilexpertin. 😉 Aber ich persönlich fahre schon immer gut damit, meine Radklamotten in der Waschmaschine im Sport- oder Outdoorwaschgang mit normalem Flüssig-Vollwaschmittel zu waschen. (Es gibt aber auch spezielles Waschmittel für Sportklamotten*.)

Die Radhose drehe ich dabei auf links, damit das Polster nach außen zeigt. Wenn ich einen ganz guten Tag habe, benutze ich auch ein Wäschenetz – meistens aber eher nicht. So haben meine Radhosen mir immer jahrelang gute Dienste geleistet und ich hatte nie irgendwelche Probleme hygienischer Art. Radhosen wasche ich immer nach einmaliger Benutzung – Unterhosen ziehe ich ja auch nicht mehrere Tage lang an.

Welche Radhose im Frühling, Herbst und Winter?

Was macht man, wenns kälter ist? Im Herbst und Frühling reichen oft Beinlinge oder Knielinge als Ergänzung zur kurzen Hose. Die sollten auf jeden Fall gut passen, sonst können sie unangenehm am Oberschenkel einschneiden. Also möglichst nicht zu eng kaufen. Hier findest Du mehr zum Thema Herbst-Radbekleidung.

Und wenn es dann richtig kalt wird, gibt es auch dafür die richtigen Klamotten. Hier hast Du ebenfalls wieder die Wahl zwischen Hosen mit und ohne Trägern – hier tendiere ich auf jeden Fall zu Hosen MIT Trägern, weil die am Rücken zusätzlich noch ein bisschen vor Kälte und Wind schützen. Und es gibt inzwischen auch lange Hosen für Damen mit Pinkelkomfortfunktion.

Winterradhose mit oder ohne Polster?

Winterradhosen gibt es mit und ohne Polster – beide haben ihre Berechtigung. Lange Radhosen mit Polster sind praktisch, weil man keine kurze Radhose oder Unterhose drunter braucht und daher weniger Stoffschichten scheuern können. Auf der anderen Seite macht auch eine lange Hose ohne Polster Sinn – schließlich kann man dann eine kurze Radhose oder gepolsterte Unterhose drunterziehen und kann die lange Radhose öfter anziehen.

Schließlich ist so eine richtig gute Winterradhose gar nicht mal so günstig und davon hat man üblichweise nicht zu viele zuhause. Außerdem hast Du so noch eine wärmende Schicht zwischen der Kälte und Dir.

Radhose beim Rennradfahren - Tipps, Empfehlungen und FAQ

Wie ist das mit der Sitzcreme in der Radhose?

Ich benutze Sitzcreme* nicht bei jeder Tour, aber Mehrtagestouren oder sehr lange Touren macht eine Sitzcreme auf jeden Fall angenehmer. Aufgetragen wird die Sitzcreme aufs Polster, bevor Du die Radhose anziehst. Die Auswahl an Sitzcremes ist groß, aber nicht alles, was schmiert und pflegt, eignet sich für alle als Sitzcreme. (Bisschen wie bei der Kette 😉 )

Ich selbst benutze ganz gerne Melkfett – ich habe allerdings schon von mehreren Radlern gehört, dass Melkfett und Hirschtalg bei ihnen die Poren verstopft und zu bösen Entzündungen führen kann. Deswegen auch hier: Ausprobieren, was man verträgt und keine Experimente vor wichtigen bzw. langen Touren.

Trägt man Beinlinge über oder unter der Radhose?

Beinlinge und auch Armlinge werden immer unter der kurzen Radhose bzw. unter dem Trikot getragen. Schon allein aus Stilgründen 😉 Aber auch, damit der Sitz optimal ist und die Bündchen nicht verrutschen.

Menstruation und Radhosen

Auch hier gibt es nicht die eine richtige Lösung, probier am besten aus, was für Dich am besten funktioniert. Binden funktionieren in einer Radhose eher nicht, können reibende Stellen verursachen und stören auch beim richtigen Sitzen auf dem Sattel. Viele schwören auf Menstruationstassen oder Discs, ich komme mit Tampons problemlos klar (wie oben schon geschrieben: unbedingt das Bändchen gut verstauen!) und auch „free bleeding“ ist eine Option, also einfach laufen lassen, wenn Du Dich damit wohlfühlst. Inzwischen gibt es sogar einige Hersteller, deren Sitzpolster extra dafür ausgelegt sind, Blut aufzunehmen. In meinem letzten Damenradhosen-Test bin ich darauf genauer eingegangen.


Worauf ich beim Kauf einer Radhose achte

Polster

Je länger die Strecke, desto dünner sollte das Polster sein. Denn je tiefer Du einsinkst, desto mehr Reibung kann entstehen. Wichtig ist auch, dass das Polster nicht zu breit ist, damit es keine Falten wirft. Leider ist das Thema superindividuell – deswegen kann ein Polster für die eine genau richtig sein, für den anderen wieder gar nicht passen.

Beinabschlüsse

Bei den Beinabschlüssen ist mir wichtig, dass sie nicht einschneiden und angenehm sitzen. Bei meinen Sprinter-Oberschenkeln ist das manchmal gar nicht so einfach. Ich mag außerdem auch lieber längere als kürzere Hosen. Wahrscheinlich aus Gewohnheit und inzwischen etablierten Tanlines.

Passform

Die Hose sollte richtig eng anliegen, damit alles an seinem Platz bleibt. Aber so, dass Du Dich nicht eingezwängt fühlst und Du Dich frei bewegen kannst. Wenn Du Dich für eine Trägerhose, sogenannte Bib-Shorts, entscheidest, sollten die Träger die richtige Länge haben und vor allem bei Frauen nicht an der Brust stören.

Peefriendly

Ich finde es im Rad-Alltag angenehm, wenn die Trägerradhose auch eine Funktion für die Toilettenpause hat. Das ist einerseits komfortabler und meist schneller, wenn man nicht zu viele Schichten ausziehen muss, nur um den Hintern raushalten zu können. Außerdem kann es sich auch einfach sicherer anfühlen, wenn man sich nicht ganz entblößen muss im Freien-je nachdem, wie gut man die Mitfahrer kennt oder wer da sonst so unterwegs ist.


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